BANKENMARKT / BANKING 4.0

Sustainable Finance: Chance für mehr Nachhaltigkeit

Achim Oelgarth

„Klimaschutz und Sustainable Finance werden in Ostdeutschland immer wichtiger. Bereits heute finanzieren Banken stetig steigende Volumina in nachhaltig wirtschaftende mittelständische Kunden. Dennoch ist ein Umdenken notwendig.“

Achim Oelgarth
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied,
Ostdeutscher Bankenverband

Paradigmenwechsel benötigt erhebliche Investitionen

Die Aufmerksamkeit zum Thema Nachhaltigkeit ist derzeit sehr hoch. Und unbestritten ist dies ein wesentliches gesamtgesellschaftliches Anliegen, dem alle Akteure Rechnung tragen müssen.

Um einen notwendigen Übergang hin zu einer ressourcenschonenden Wirtschaft zu schaffen, werden erhebliche Investitionen notwendig sein. In diesem Kontext kommt der Finanzwirtschaft eine bedeutende Rolle zu. Sind doch etwa Banken als Finanzierungspartner in entsprechende Projekte ihrer mittelständischen Kunden involviert.

Entsprechend arbeitet die Europäische Kommission derzeit daran, erste konkrete Maßnahmen zur Ausgestaltung einer nachhaltigen Finanzwirtschaft umzusetzen. Zugleich hat die Bundesregierung beschlossen, eine Sustainable-Finance-Strategie für den Finanzstandort Deutschland zu entwickeln.

Umdenken ist notwendig

Rahmenbedingungen klar definieren und Anreize setzen

Die deutsche Kreditwirtschaft begrüßt diese Schritte ausdrücklich und möchte die konkrete Ausgestaltung aktiv begleiten. Dabei sollten aus ihrer Sicht zwei Handlungsfelder im Vordergrund stehen:

1. Praxisadäquate Rahmenbedingungen:

Bisher adressieren die Vorschläge bestimmte Finanzmarktakteure, Kreditinstitute waren ausgenommen. Weitergehende Überlegungen kommen sicherlich zu früh. Vielmehr sollte eine Einbeziehung von Nachhaltigkeitskriterien in die Kreditvergabe auf freiwilliger Basis erfolgen.

Zugleich gilt es, die Taxonomie (Klassifizierung, was als nachhaltig angesehen wird) verständlich und praxistauglich zu gestalten. Die Kriterien sollten so schlank und flexibel sein, um ohne großen bürokratischen Aufwand angewendet werden zu können, aber auch eindeutig genug ausformuliert werden, um „Greenwashing“ effektiv zu verhindern.

Wesentlich ist der Gleichlauf entsprechender Verordnungen mit anderen Regulierungsvorschlägen. Hierzu gehört zudem ein einheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit sowie ein „Level Playing Field“ zumindest innerhalb der Europäischen Union.

2. Anreizmechanismen:

Der Umbau der Wirtschaft wird auch durch eine Neujustierung der Anreize begleitet werden müssen, eine Industrie- und Strukturpolitik „mit der Gießkanne“ reicht nicht aus.

Eine punktuelle, zielgerichtete staatliche Förderung ist dabei durchaus sinnvoll, denn nur wo finanzierbare Projekte entstehen, können auch Kreditinstitute ihren Beitrag leisten. Hierbei sind neue Förderansätze für nachhaltige Infrastruktur- und andere Investitionsprojekte zu finden. Zudem sollte über eine Verbesserung der Kreditqualität von nachhaltigen Investments/Anlagen durch die Fördermittelgeber, etwa mittels Garantien, nachgedacht werden.

Der Transfer der Wirtschaft wird diverse weitere Punkte berühren. Offen zu diskutieren ist z.B. über eine allgemeine CO2-Bepreisung, ohne die Sozialverträglichkeit und branchenspezifische Transformationszeiträume dabei zu vernachlässigen. Auch sollte die Modernisierung der Infrastruktur – sozusagen als „Vorleistung“ für den Wirtschaftsumbau – vorangetrieben werden.

Mehr erfahren:

Breite Debatte führen

Notwendig ist also nicht mehr als eine breite Debatte zwischen Gesamtgesellschaft, Poltik, Realwirtschaft und Finanzwirtschaft. Die Deutsche Kreditwirtschaft hat hierzu ein entsprechendes Impulspapier vorgelegt.

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