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ESG – Soziale Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor für Unternehmen

ESG steht für Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Dieses Konzept dient dazu, die Nachhaltigkeits- und Ethikpraktiken eines Unternehmens zu bewerten. Der Umweltaspekt betrachtet den Einfluss des Unternehmens auf die Natur, der soziale Aspekt bezieht sich auf den Umgang mit Mitarbeitenden, Kunden und der Gesellschaft, und Governance bewertet die Qualität der Unternehmensführung sowie deren Transparenz und Integrität.

Drei Säulen von ESG

CSRD und Omnibus-Verordnung

In Deutschland sind Unternehmen zunehmend verpflichtet, umfassende Aspekte ihrer Geschäftstätigkeit transparent zu machen. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU erweitert die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung und zielt darauf ab, die Transparenz und Vergleichbarkeit von Umwelt-, Sozial- und Governance-Informationen (ESG) zu verbessern. Ziel der CSRD ist es, die Qualität und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsinformationen zu erhöhen, um Investoren, Verbrauchern und anderen Stakeholdern fundiertere Entscheidungen zu ermöglichen und die nachhaltige Entwicklung innerhalb der EU zu fördern.

Für die CSRD bringt die Omnibus-Verordnung wichtige Änderungen mit sich. Besonders relevant sind die neuen CSRD-Schwellenwerte: Künftig müssen nur noch Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden (bisher 250) und entweder über 50 Millionen Euro Umsatz oder einer Bilanzsumme von über 25 Millionen Euro berichten – unabhängig von ihrer Rechtsform. Zudem werden die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) vereinfacht, wodurch weniger Daten erforderlich sind, und branchenspezifische Standards entfallen.

European Sustainability Reporting Standards (ESRS S1)

Der ESRS S1-Standard ist ein zentrales Element der CSRD und fokussiert sich auf die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Er umfasst Maßnahmen im Zusammenhang mit den Arbeitskräften des Unternehmens, Verfahren zur Einbeziehung von Arbeitnehmervertretenden, Diversität, angemessene Entlohnung, Weiterbildung und Kompetenzentwicklung, Gesundheitsschutz und Sicherheit sowie Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben.

Bedeutung der sozialen Dimension von ESG

Während Nachhaltigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung oft auf Umweltaspekte reduziert wird, bietet insbesondere die soziale Säule von ESG Unternehmen vielfältige Ansatzpunkte zur Verbesserung ihrer Performance.

Die Integration sozialer ESG-Kriterien bietet Unternehmen erhebliche Chancen, insbesondere in der Steigerung der Arbeitgeberattraktivität. Studien zeigen, dass soziale Nachhaltigkeit Unternehmen unmittelbar nützt: Bewerber bevorzugen sozial verantwortliche Unternehmen, zeigen eine höhere Bewerbungsbereitschaft und nehmen eher Stellenangebote solcher Unternehmen an (Greening & Turban, 2000; Magbool et al., 2016). Weiterhin steigert soziale Nachhaltigkeit die Arbeitgeberattraktivität sowie positive Einstellungen und Verhaltensweisen der Mitarbeitenden (Schmitz & Isidor, 2017).

Investitionen in die persönliche und fachliche Entwicklung der Mitarbeitenden sowie die Förderung von Vielfalt und Inklusion erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt. Unternehmen, die flexible Arbeitsmodelle und ein umfassendes Gesundheitsmanagement anbieten, verbessern nicht nur die Work-Life-Balance ihrer Beschäftigten, sondern steigern auch deren Zufriedenheit und Bindung an das Unternehmen. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, talentierte Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu halten, was letztendlich die Innovationskraft und den Unternehmenserfolg fördert.

Praxisbeispiel: Soziale Nachhaltigkeit bei der Commerzbank

Die Commerzbank hat erkannt, welche zentrale Rolle soziale Faktoren für den langfristigen Unternehmenserfolg spielen – insbesondere im Hinblick auf Arbeitgeberattraktivität, Mitarbeitendenbindung und Diversität. Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie setzt sie gezielt Maßnahmen um, um diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen:

Diversität und Inklusion

Die Commerzbank hat Diversity-&-Inclusion-Standards sowie entsprechende Betriebsvereinbarungen fest verankert. Zentrale Elemente sind eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Diskriminierung und die Förderung von Chancengleichheit. Ein Beispiel für das Engagement ist die Arbeit von sieben Beschäftigtennetzwerken, die sich unter anderem mit Themen wie sexueller Orientierung, Pflege, Behinderung, Religion, Frauenförderung und sozialer Herkunft befassen.

Mitarbeitendeneinbindung und -vertretung

Die Interessenvertretung der Belegschaft wird durch eine Vielzahl von Gremien wahrgenommen, darunter der Gesamtbetriebsrat und verschiedene Vertretungsorgane. Zusätzlich wird mindestens einmal jährlich eine Mitarbeitendenumfrage zur Zufriedenheit durchgeführt, um Feedback systematisch zu erfassen.

Beschwerdemechanismen und Integrität

Zur Förderung einer Integritätskultur wurde 2018 das Konsequenzen-Management eingeführt, das einen einheitlichen Meldeprozess, ein Entscheidungsgremium und eine Evidenzstelle umfasst. Seit 2009 besteht ein Hinweisgebersystem, das anonyme Meldungen ermöglicht.

Engagement-Messung

Seit 2024 erhebt die Commerzbank jährlich den Employee-Engagement-Index, der auf vier Merkmalen basiert: Spaß, Stolz, Motivation und Weiterempfehlung. Das Ziel, eine Steigerung des Indexwerts um 4 % gegenüber dem Basiswert von 70 Punkten, wurde mit einer 5%igen Steigerung erreicht.

Inklusion von Menschen mit Behinderungen

Im Rahmen des Aktionsplans Inklusion 2.0 verfolgt die Commerzbank sieben strategische Handlungsfelder. Ein Schwerpunkt liegt auf der barrierefreien Gestaltung digitaler Angebote bis 2025. Die Bemühungen wurden 2024 mit dem Inklusionspreis der Wirtschaft ausgezeichnet.

Weiterbildung und Kompetenzentwicklung

Die Commerzbank bietet strukturierte Formate zur Kompetenzentwicklung, darunter Entwicklungsdialoge und Leistungsbeurteilungen. Mit „Lernzeit+” steht ein frei verfügbares Arbeitszeitkontingent zur persönlichen Weiterentwicklung zur Verfügung, das digitales und selbstgesteuertes Lernen unterstützt.

Work-Life-Balance und Gesundheit

Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements bietet die Commerzbank zielgruppengerechte Maßnahmen zur mentalen Gesundheit. Betriebsvereinbarungen wie die „Rückkehrgarantie” nach der Elternzeit oder die „Neue Pflegebausteine” schaffen Planungssicherheit für Betroffene.

Faire Vergütung

Flexible Arbeitszeitregelungen und transparente Entgeltstrukturen sollen strukturelle Ursachen des Gender Pay Gaps abbauen. Die Commerzbank bereitet sich zudem auf die Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie vor und wird interne Analysen zu Gehaltsunterschieden veröffentlichen.

Fazit:

Durch die umfassenden Maßnahmen im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit stärkt die Commerzbank ihre Position als attraktiver Arbeitgeber und fördert gleichzeitig die langfristige Unternehmensentwicklung im Einklang mit den ESG-Kriterien. 

Auch für viele mittelständische Unternehmen ist ein entsprechendes Engagement ein entscheidender Erfolgsfaktor. Zugleich kann das Wirken beispielgebend im zunehmenden Wettbewerb um Fachkräfte sein.

Nachhaltigkeit darf nicht nur auf Umweltaspekte reduziert werden. Vor allem die Erfüllung sozialer Kriterien bietet Unternehmen Chancen zur Steigerung ihrer Performance. Zudem wirken sie unmittelbar positiv auf die Arbeitgeberattraktivität.

Dr. Martin Schunk
Geschäftsführer wetando Unternehmensberatung

Gerade im Bankgeschäft kommt es auf Beziehungen, Begeisterung und Kompetenz an. Nur mit zufriedenen und engagierten Mitarbeitenden gelingt es, im Wettbewerb zu bestehen. Soziale Faktoren sind daher mehr als nur ein Punkt für das Reporting, sie sind essentiell für den Unternehmenserfolg.

Dirk Wetzig
Managing Director Privat- und Unternehmerkunden Gebiet Dresden Unternehmerkunden Commerzbank Aktiengesellschaft

Quellen:

Greening, D. Turban (2000). Corporate Social Performance As a Competitive Advantage in Attracting a Quality Workforce

Mohamad Abu Huzaifah bin Magbool, A. Amran, M. Nejati, K. Jayaraman (2016). Corporate sustainable business practices and talent attraction

Eva A Schmitz, Rodrigo Isidor (2017). Does corporate social performance help to attract and retain employees – a meta-analytical review

Veröffentlicht: 9. Mai 2025

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