MITTELSTAND / BRANCHEN

Trotz Konjunkturflaute bleibt Thüringens Zulieferindustrie verhalten optimistisch

automotive thüringen e.V. | Geschäftsführer Rico Chmelik (Quelle: Norman Hera)

Der Geschäftsführer des Branchennetzwerks automotive thüringen (at), Rico Chmelik:

„Der Optimismus macht Mut, aber der strukturelle Umbruch der Branche steht uns noch bevor.“

In einer Zeit, in der konjunkturelle Verwerfungen und strukturelle Umbrüche der Automobilbranche weltweit kräftig zusetzen, bleibt auch Thüringens Zulieferindustrie von diesem Gegenwind nicht verschont. Positive Meldungen zu Neuansiedlungen, Erweiterungsvorhaben und Standort-Aufwertungen rücken in den Hintergrund. Negative Meldungen zu Beschäftigungsreduzierungen oder gar Betriebsschließungen dominieren gegenwärtig die Berichterstattung. Dies war der Anlass für das Netzwerk automotive thüringen, Zulieferfirmen in der Region zu befragen.

Über 50 Prozent der Zulieferunternehmen verzeichnen im Jahresvergleich 2019 zu 2018 Umsatzrückgänge zwischen 15 und 20 Prozent, wie die Umfrage ergeben hat. Mit diesen Umsatzrückgängen geht bei etwa 40 Prozent der Unternehmen auch ein Beschäftigungsabbau einher. Sinkende Automobilverkäufe, verursacht durch konjunkturelle Schwankungen, unsichere Prognosen sowie bedrohliche geopolitische Risiken, werden als Hauptursachen angesehen. Die Trendwende zur Elektromobilität wird bislang kaum als eine der Ursachen für die eingetretenen Umsatz- und Beschäftigtenreduzierungen angesehen.

Trotz negativer Faktoren blickt die Mehrzahl der Firmen optimistisch in die nahe Zukunft. Nur etwas mehr als zehn Prozent sehen mittelfristig Rückgänge, über 50 Prozent gehen von Stabilität aus und 35 Prozent erwarten sogar ein Wachstum. Dieser Optimismus wird durch Investitionsabsichten unterstrichen. Ein mit gut 70 % überragender Anteil der Unternehmen plant mittelfristig weitere Investitionen an seinen Thüringer Standorten. Als Herausforderung sehen die Unternehmen die Verfügbarkeit des notwendigen Personals für Bestandssicherung und Wachstum sowie die erfolgreiche Erschließung neuer Produktfelder.

Durchaus im Kontrast zu aktuellen Ereignissen bei Unternehmen im Produktbereich Antrieb in der Region sehen nur ca. 13 % der Unternehmen die Bewältigung der Trendwende zur Elektromobilität als größte Herausforderung an. Da der Bereich Antrieb/Fahrwerk für nahezu die Hälfte aller Beschäftigten in der Thüringer Zulieferindustrie steht, ist dies ein unerwartet niedriger Wert. Eine Erklärung hierfür kann sein – und dies ist eine sehr positive Überraschung –, dass unter den Teile- und Komponentenlieferanten heute schon ca. 70 Prozent über erste Aufträge für die Produktion von E-Fahrzeugen verfügen.

Der Geschäftsführer des automotive thüringen, Rico Chmelik, abschließend: „Es überwiegt sehr deutlich der Optimismus, dass es sich bei den aktuellen Eintrübungen um eine temporäre Entwicklung handelt. Die unternehmerische Bereitschaft, auch mittelfristig an Thüringer Standorten zu investieren, ist ungebrochen vorhanden. Der Optimismus macht Mut, aber der strukturelle Umbruch der Branche steht uns noch bevor.“

Das Branchennetzwerk automotive thüringen hat zwischen Mitte September und Mitte Oktober 2019 bei 190 Zulieferern mit insgesamt 55.000 Beschäftigten zur aktuellen Situation und den zukünftigen Aussichten eine Umfrage durchgeführt. Die Rückmeldequote von 42 Prozent bildet eine repräsentative Basis für die Ergebnisse. Diese sind im beiliegenden Fact-Sheet „Branchenmonitoring 2019“ inklusive Auswertung zusammengefasst.

Der automotive thüringen e.V. („at“) wurde am 29.08.2000 von 9 Thüringer Unternehmen als Automobilzulieferer Thüringen e.V. (AZT) gegründet. Ziel ist es die Thüringer Automobilzulieferunternehmen zu stärken.

Heute hat der „at“ 93 Mitglieder. Zum Stand 24.09.2019 beschäftigten diese ca. 30.000 Arbeitnehmer und erbrachten einen Umsatz von rund 4,42 Mrd. EURO, das Exportvolumen beträgt 1,16 Mrd. EURO.

OSTBV VERTEILER

Bleiben Sie informiert!

Jetzt haben Sie die Möglichkeit, sich in unseren Verteiler eintragen zu lassen. Somit sind Sie immer auf dem Laufenden, was Ostdeutschland bewegt.