Jörg Frischholz
MITTELSTAND / WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG

Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung

Nachhaltigkeit wird für den ostdeutschen Mittelstand zu einem immer wichtigeren Faktor – bei eigenen Investitionen, aber auch bei der Auswahl der Finanzpartner. Im Interview gibt Jörg Frischholz, Vorstandsmitglied des Ostdeutschen Bankenverbandes und Leiter des Firmenkundengeschäfts der HypoVereinsbank in Nord- und Ostdeutschland, Einblicke in die aktuelle Lage.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Mittelstands in Ostdeutschland?

Die Dynamik des ostdeutschen Mittelstands ist ungebrochen. Wir stellen das auch bei unseren Kundengesprächen fest. Der Mittelstand investiert etwa zunehmend in digitale Technologien. Viele Unternehmen befassen sich auch mit den Themen Nachfolge und Internationalisierung. Rund die Hälfte aller Unternehmen, die bis 2020 in andere Hände übergehen sollen, suchen noch nach einer geeigneten Nachfolgelösung. Gleichzeitig hat die ostdeutsche Wirtschaft im Vergleich zur westdeutschen immer noch deutliche Defizite bei der Internationalisierung ihrer Geschäfte. Dabei liegen auf den Auslandsmärkten gerade für kleinere und mittlere Unternehmen noch große Wachstumspotenziale. Auch Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung.

Wo steht der ostdeutsche Mittelstand beim Thema Nachhaltigkeit?

Die Bedeutung nachhaltiger Unternehmensführung wird im ostdeutschen Mittelstand zunehmend erkannt. Allerdings gibt es da noch „Luft nach oben“. Denn einerseits können durch den effizienteren Einsatz von Energie und Material erhebliche Kostenvorteile erreicht werden. Andererseits ist gesellschaftliches und ökologisches Engagement immer wichtiger für eine positive Imagebildung. Und ein positives Image steigert nicht nur die Reputation bei Kunden und Geschäftspartner. Es hilft auch, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden und im Wettbewerb um knappe Fachkräfte zu bestehen.

Die Bedeutung nachhaltiger Finanzprodukte wächst, Stichwort nachhaltige Geldanlage. Ist dieses Thema auch bei Finanzierungsfragen relevant?

Es wird immer wichtiger. Die deutsche Wirtschaft ist intensiv dabei, sich in allen Bereich nach ökologischen und ethischen Kriterien auszurichten. Entsprechend stellen wir in unseren Gesprächen mit Unternehmenskunden ein großes Interesse an Finanzierungslösungen fest, die diese Anforderungen erfüllen. So spielen Green Bonds, also Anleihen für „grüne“ Investitionen, mittlerweile eine wichtige Rolle. In Europa wurden 2018 Green Bonds mit einem Volumen von rund 60 Milliarden Euro emittiert. Relativ neu auf dem deutschen Markt sind Sustainable Loans. Dies sind Kredite, die zur allgemeinen Unternehmensfinanzierung genutzt werden können, deren Konditionen aber von der Erreichung fest definierter nachhaltiger Ziele/Kennzahlen abhängig sind. In beiden Produktgruppen gehören wir zu den Marktführern in Deutschland.

Wie halten Sie es denn selbst als Bank mit dem Thema Nachhaltigkeit?

Ökologische und soziale Aspekte sind für uns von zentraler Bedeutung. Sie können das ablesen am breiten Spektrum nachhaltiger Finanzprodukte – einige habe ich eben erwähnt –und der entsprechenden Beratung, die wir unseren Kunden anbieten. Die gesamte UniCredit Gruppe hat sich eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie gegeben. Der Rahmen ist damit klar definiert: Wir wirtschaften integer und Ressourcen schonend. Und wir leisten mit unserem sozialen und kulturellen Engagement einen Beitrag zum Gemeinwohl. Aktuell sind wir beispielsweise dabei, unser Social Impact Banking in Deutschland aufzubauen.

Was steckt hinter dem Begriff Social Impact Banking?

Social Impact Banking zielt darauf ab, Unternehmen und Organisationen, die eine messbare positive gesellschaftliche Wirkung haben, zu unterstützen und zu finanzieren. Ein weiteres Ziel ist, das Finanz- und Wirtschaftswissen in der Bevölkerung zu stärken. Im Fokus steht nicht die Kapitalrendite, wir wollen vielmehr einen Beitrag zu einer gerechten und integrativen Gesellschaft leisten. Neben der Vergabe von Krediten soll vor allem das Finanz- und Wirtschafts-Know-How durch Finanzbildungsinitiativen weitergegeben werden. In Italien, wo unser Social Impact Banking bereits vor zwei Jahren gestartet ist, haben wir schon über 70 Mio. Euro für entsprechende Finanzierungen zur Verfügung gestellt. Und mehr als 25.000 Menschen haben an unseren Finanzbildungsprogrammen teilgenommen.

Jörg Frischholz ist Vorstandsmitglied des Ostdeutschen Bankenverbandes und Leiter des Firmenkundengeschäfts der HypoVereinsbank in Ostdeutschland.

Die HypoVereinsbank ist Teil der UniCredit, einer einfachen und erfolgreichen paneuropäische Geschäftsbank mit voll integriertem Corporate & Investment Banking, die ihrem breit gefächerten Kundenstamm von 26 Millionen Kunden ein einzigartiges Netzwerk in Westeuropa sowie in Zentral- und Osteuropa bietet. UniCredit verbindet profundes lokales Know-how mit internationaler Reichweite. Durch ihr europäisches Bankennetzwerk ermöglicht sie ihren Kunden einzigartigen Zugang zu führenden Banken in 14 Kernmärkten: Italien, Deutschland, Österreich, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakische Republik, Slowenien und Türkei. Mit ihrem internationalen Netzwerk aus Repräsentanzen und Niederlassungen begleitet und unterstützt die UniCredit Kunden in weiteren 18 Ländern weltweit.

Im Rahmen der gruppenweiten Nachhaltigkeitsstrategie setzt sich die HypoVereinsbank dafür ein, integer und verlässlich zu wirtschaften, verantwortungsvoll mit Ressourcen und der Umwelt umzugehen und einen wertvollen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Sie übernimmt soziale und gesellschaftliche Verantwortung durch die Förderung von Musik & Bildender Kunst, Integrationsprojekten und von sozialem Mitarbeiterengagement. Mit Social Impact Banking erweitert die HypoVereinsbank 2019 ihr gesellschaftliches Engagement in Deutschland über bestehende kulturelle und soziale Engagements, Sponsoring oder Spenden hinaus.

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