MITTELSTAND / WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG

Gute Perspektiven für junge Unternehmer/-innen im Osten

Achim Oelgarth

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Achim Oelgarth | Geschäftsführender Vorstand, Ostdeutscher Bankenverband

Der nachstehende Artikel ist eine ungekürzte Wiedergabe eines Kommentars in „wirtschaftszeitung – Das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung“, Ausgabe 3/2019.

Nachfolger gesucht

Herausforderung für Wirtschaftsstandort

Ostdeutschlands Bevölkerung wird älter und auch die Unternehmerschaft altert mit. Immer wieder gehen Firmeninhaber daher auf die Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Gewünscht sind junge kreative „Macher“, die Unternehmen übernehmen und diesen eine neue Perspektive eröffnen wollen. Gelingt die Übergabe nicht, drohen schlimmstenfalls die Firmenschließung, der Wegfall von Arbeitsplätzen und der Verlust an Wirtschafts- und Innovationskraft. „Unternehmensnachfolge“ ist daher eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes.

Vorbereitung „tut not“

Das Institut für Mittelstandsforschung Bonn schätzt, dass in Mitteldeutschland allein von 2018 bis 2022 ca. 12.000 Unternehmen mit über 170.000 Arbeitsplätzen zur potenziell erfolgreichen Übergabe anstehen. Die tatsächliche Zahl dürfte sogar noch etwas höher ausfallen. Die gute Nachricht: Übergaben aufgrund des Alters des Unternehmers sind vorhersehbar. Sie ermöglichen eigentlich eine vorausschauende Planung, die der Komplexität des Vorgangs gerecht wird. Allerdings ist das Bewusstsein hierfür sehr differenziert ausgeprägt. Nur eine Minderheit bereitet sich aktiv auf die Nachfolge vor. Dabei gilt, je größer das Unternehmen, umso besser der Grad der Vorbereitung. Wirtschaftspolitik, Verbände, Kammern und Banken sind daher gefordert, permanent für dieses existenzielle Strategiethema zu sensibilisieren.

Vielfältige Hilfsangebote

Bei der konkreten Umsetzung der Nachfolgeplanung bieten diverse Ansprechpartner, etwa in den örtlichen Kammern, ihre Hilfe an. Ein wesentliches Problem besteht im Finden des „passenden“ Nachfolgers. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird doch die Zahl möglicher Übernehmer tendenziell geringer. Oftmals erfolgt die Nachfolge zudem nicht mehr innerhalb der Familie. Die Übertragung an einen Mitarbeiter oder der Verkauf an externe Interessenten sind daher mögliche Alternativen. Unternehmensbörsen, etwa „nexxt-change“, bieten die Chance, potenzielle Übergeber und Nachfolger miteinander zu verbinden.

Für den Nachfolger hat die Übernahme gegenüber einer Neugründung ihre Vorteile. Die Aufbauarbeit ist erledigt und Produkte bzw. Dienstleistungen sind bereits am Markt eingeführt. Dennoch bestehen vielfältige Herausforderungen. Wichtig ist beispielsweise die Arbeitnehmer einzubinden und in Zeiten eines sich verstärkenden Fachkräftemangels „an Bord zu halten“. Auch sollte weder der Zeitbedarf für die Einarbeitung noch der Schwierigkeitsgrad möglicher Umstrukturierungen unterschätzt werden. Langfristige strategische Überlegungen sowie sorgfältiger Planung sind daher unerlässlich.

Finanzierung wichtig

Über den Erfolg einer Übernahme entscheidet u.a. die Finanzierung mit. Es ist nicht nur der Kaufpreis aufzubringen, unter Umständen muss auch ein Investitionsstau abgebaut oder in die Entwicklung neuer Produkte investiert werden. Dabei sind die bereits im Unternehmen involvierten Banken in hohem Maße an einer erfolgreichen Nachfolgelösung interessiert. Dies schließt sowohl die Beratung des bisherigen Unternehmers als auch die aktive Finanzierung der Übernahme durch den Nachfolger ein. Gegenüber einer Existenzgründung besteht auch hier der Vorteil, dass das Unternehmen in seinem Zahlenwerk, der Marktposition etc. bereits bekannt ist. Neben der klassischen Kreditfinanzierung existiert eine Vielzahl von Förderinstrumenten, die die Übernahme unterstützen – z.B. die Angebote der Bürgschaftsbanken und Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften. Unverzichtbar ist jedoch in jedem Fall eine aktive Finanzkommunikation des Nachfolgers mit den Kapitalgebern.

Was kann die Politik tun?

Letztlich braucht die Unternehmensnachfolge auch Unterstützung durch die Politik. Dazu bedarf es:

  1. Der langfristigen Etablierung einer stärkeren Gründerkultur, um Lust auf Unternehmertum zu wecken, etwa durch entsprechende Bildungsangebote schon in der Schule.
  2. Generell mittelstandsfreundliche Rahmenbedingungen, z.B. durch die Reduzierung und Beschleunigung der Bürokratie oder dem Vorhalten einer zeitgemäßen Infrastruktur.
  3. Der Verbesserung des Zugangs zu Wagniskapital, um etwa Nachfolgen im Hochtechnologiebereich zu erleichtern.
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