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#FridayThoughts

„Wachstum finanzieren: Wie kommen Mittelstand und Start-Ups an das passende Kapital?“

Ergebnisse des Workshops | OWF Bad Saarow - 19. Mai 2025

Erfolgreiches Wachstum braucht die richtige Finanzierung. Was sind hierfür die richtigen Strategien und wie sehen Best Practises aus? Über diese Themen diskutierten Expertinnen und Experten auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum in Bad Saarow (18.-20. Mai 2025) und gaben folgende Takeaways mit auf den Weg.

Takeaways in Richtung Politik

  • Um Investitionen zu ermöglichen und die wirtschaftliche Entwicklung zu stärken, ist Vertrauen unerlässlich. Dieses muss aktiv aufgebaut werden – durch klare Kommunikation, nachvollziehbare politische Entscheidungen und ein echtes Verständnis für die Herausforderungen der Wirtschaft. Dazu gehört der direkte Austausch mit Unternehmen, um bürokratische Hemmnisse, regulatorische Hürden oder Innovationsbarrieren zu identifizieren und zu beseitigen.
  • Es bedarf einer wirtschaftspolitischen Gesamtstrategie, die sowohl neue als auch bestehende Unternehmen durch die Schaffung stabiler Rahmenbedingungen stärkt: Dazu zählen insbesondere wettbewerbsfähige Strompreise, gezielte steuerliche Anreize (z.B. die geplanten Super-Afa) sowie eine Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung, etwa durch Konsolidierung von Fördergegenständen und -richtlinien und Fokussierung auf Zukunftsthemen sowie vollständige Digitalisierung der Förderverfahren.

Takeaways für den etablierten Mittelstand in der Transformation und Expansion

Das größte Hemmnis derzeit bei der Finanzierung im Mittelstand? Es bedarf mehr Unternehmen, die bereit sind zu investieren (s. Takeaways für die Politik)!

  • Dabei steht im Grundsatz für den Mittelstand eine breite Angebotspalette von Finanzierungslösungen bereit – vorausgesetzt, das zugrundeliegende Geschäftsmodell überzeugt. Hierfür braucht es belastbare Businesspläne, solide Cashflow-Planungen sowie ein vertrautes und professionelles Management, das mit verlässlichen Zahlen agiert. In diesem Kontext ist eine transparente Kommunikation mit den Finanzierungspartnern entscheidend. Gleichzeitig besteht ein Bedarf darin, das breite Spektrum an Finanzierungsinstrumenten von Haus- und Förderbanken noch transparenter und besser zugänglich zu machen – insbesondere für inhabergeführte Unternehmen, die sich in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld bewegen.

Weiterhin wurden als Stellschrauben diskutiert:

  • Die Eigenkapitalausstattung ist nach wie vor ungleich verteilt: Während in westdeutschen Bundesländern oft eine solide Basis besteht, fehlt es im Osten strukturell an Kapital. Dies betrifft insbesondere kleinere Unternehmen und solche in Transformationsprozessen. Zudem ist der Zugang zu institutionellen Investoren/Fonds oftmals selektiv und häufig nur für größere oder besser sichtbare Unternehmen realistisch. Als Ansatzpunkte bieten sich die Vermittlung von mehr Finanzwissen und die Anbahnung von Kontakten zu institutionellen Investoren Zudem könnte die Auflage von EK-Dachfonds mit gezielten Investitionen in Ostdeutschland eine mögliche Strategie sein (evtl. in Verbindung mit dem geplanten Mittelstand-Fonds aus Altmitteln der Bankenabgabe).
  • Auch Nachfolgeregelungen sind eng mit der Finanzierungsfrage verknüpft. Im Westen sind diese oft langfristig und generationsübergreifend geplant, während es im Osten noch an Strukturen und Perspektiven fehlt. Hier sind weiterhin alle Akteure gefragt, an einer breiten Sensibilisierung und letztlich der Umsetzung mitzuwirken.
  • Eine strukturelle Hürde im Bereich der Förderung ist nicht zuletzt die starre KMU-Definition, die den Zugang zu Programmen begrenzt und damit einzelne Unternehmen ausschließt. Nötig wäre eine Neubewertung, die der realen Vielfalt im Mittelstand gerecht wird.

Takeaways für (Pre-)Scale-Ups und kapitalintensive Startups, die den nächsten Wachstumsschub brauchen

Für eine zukunftsfähige Gründungs- und Innovationslandschaft ist die Finanzierung von Start-ups und stark wachsenden Scale-ups von entscheidender Bedeutung.

  • In Ostdeutschland zeigt sich ein differenziertes Bild: Während für die Frühphasen (Pre-Seed und Seed) ein gutes Unterstützungsumfeld besteht, zeigen sich im Bereich der Scale-up-Finanzierung noch deutliche Lücken. Hier sind größere Fonds erforderlich, die gezielt in wachsende Unternehmen investieren und ihnen den Markteintritt erleichtern.
  • Auch Banken spielen eine Schlüsselrolle: sie sollten sich stärker in die Frühphasenfinanzierung einbringen. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Start-ups und Scale-ups sind dabei gegenseitiges Verständnis und Vertrauen unerlässlich.
  • Gleichzeitig bestehen strukturelle Herausforderungen, insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern, die die Kapitalbereitstellung für junge Unternehmen erschweren. Vor allem braucht es einen grundlegenden Mindset-Shift bei Investoren, damit auch in chancen- aber zugleich risikoreiche Zukunftstechnologien investiert wird.
  • Nicht zuletzt ist eine aktive politische Unterstützung wünschenswert, um die Finanzierung und die Innovationskraft der Start-/Scale-ups zu stärken.

Insgesamt hat die Diskussion gezeigt: Eine bessere Integration und Kommunikation entlang der gesamten Finanzierungskette ist notwendig – von der Pre-Seed-Phase über Seed-Finanzierungen bis hin zu Venture Capital (VC), Private Equity (PE), Bankkrediten und öffentlichen Fördermitteln. Diese Akteure müssen stärker miteinander vernetzt und in den Dialog gebracht werden. Dabei könnten konkrete Probleme im Kapitalmarkt besser identifiziert und gemeinsam tragfähige Lösungen entwickelt werden.

Fazit

Die verbindende Klammer über allem ist die Kommunikation – egal ob es um die Finanzierung von Mittelstand oder Start-/Scale-ups geht. Einerseits braucht es den offenen und vertraulichen Dialog zwischen Unternehmen und Finanziers. Andererseits sind auch geeignete Austauschformate notwendig, die Probleme offen benennen und konkrete Lösungsideen ermöglichen. Es gilt, verschiedene Welten zusammenzubringen: Banken, Eigenkapitalgeber, Förderinstitutionen, Politik und Unternehmen.

Hintergrund:

Der Austausch erfolgte im Rahmen eines gemeinsamen Workshop der Europäischen Investitionsbank (EIB), des European Investment Fund (EIF), der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB), der Sächsischen Aufbaubank – Förderbank – (SAB) sowie des Ostdeutschen Bankerverbandes (OstBV).

Neben dem Erfahrungsaustausch mit den Teilnehmenden wurde zunächst im konzentrierten Dialog-Format diskutiert. Hier standen, unter Moderation von Zackes Brustik, Rede und Antwort:

  • Stephan Beyer | CFO, Dryad Networks GmbH 
  • Sabrina Kensy | Vorsitzende des Vorstands, OstBV und Bereichsvorständin Mittelstandsbank Mitte/Ost Commerzbank AG 
  • Thomas Kralinski | Amtschef und Staatssekretär des Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz
  • Doreen Paesold-Runge | Geschäftsführerin, WP Holding GmbH
  • Ulrich Scheppan | Vorsitzender des Vorstandes, ILB.

Veröffentlicht: 28. Mai 2025

Bildquellen: (1) OstBV  | (2-6) Deutschland – Land der Ideen

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