BANKENMARKT / FINANZIERUNGSWISSEN

Basel IV: Die Auswirkungen

Erhöhung der Finanzstabilität

Seit der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise hat sich die Regulierung im Finanzsektor deutlich verschärft. Das Ziel: Die Finanzstabilität durch eine weltweite Verbesserung der Regulierung und Beaufsichtigung von Banken zu stärken.

Entsprechende Maßnahmen dazu wurden im Baseler Ausschuss für Bankaufsicht vereinbart (Basel III). Zunächst wurde die deutliche Stärkung der Kapitalausstattung sowie die Einführung einer Liquiditätsvorsorge realisiert. In einem zweiten Schritt ging es um Veränderungen auf Ebene der sogenannten risikogewichteten Aktiva (RWA), teilweise als Basel IV bezeichnet. Hierbei sollten übermäßige Schwankungen der RWA verringert und die Vergleichbarkeit sowie Transparenz der Kapitalquoten der Institute verbessert werden. Nicht geplant war eine nochmalige signifikante Erhöhung der Kapitalmaßnahmen. Global betrachtet, wurde dieses Ziel erreicht. Gilt dies aber auch für die europäische Kreditwirtschaft?

Auswirkungsstudie

Dieser Frage ist der Bundesverband deutscher Banken mittels einer Studie zu den Auswirkungen von Basel IV für ausgewählte Kreditportfolios nachgegangen.

Teilgenommen haben dabei neun Mitgliedsinstitute des Bankenverbandes – darunter sechs große Banken, die direkt dem einheitlichen europäischen Aufsichtsmechanismus (SSM = Single Supervisory Mechanism) unterliegen sowie drei kleinere Institute.

Analysiert wurden:

  • Private Baufinanzierungen,
  • andere Retailforderungen (Raten- und Dispositionskredite, Kreditkartenforderungen sowie unbesicherte sonstige Kredite für Privatkunden),
  • Spezialfinanzierungen/Projektfinanzierungen sowie
  • Finanzierungen kleinerer und mittlerer Unternehmen (SME-Finanzierungen, Assetklasse Unternehmen).

Es dürfte teurer werden

Kreditvergabe erschwert und verteuert

Das Ergebnis: Europäische und insbesondere deutsche Banken werden durch Basel IV deutlich stärker belastet als bisher angenommen.

Primär verantwortlich ist dafür der sogenannte Output-Floor, der eine Mindestkapitalausstattung für Banken festschreibt. Angewendet werden soll dieser Floor bei Banken, die über eigene, aufsichtlich anerkannte Risikomessverfahren verfügen.

Besonders betroffen sind risikoarme Geschäfte, wie etwa die private Baufinanzierung, die Projektfinanzierung oder Finanzierungen für KMU.

Die durchschnittlichen Risikogewichte in diesen Bereichen werden sich laut Studie signifikant erhöhen. Sehr deutlich ist dies im Fall der Baufinanzierungen – hier wird es zu mehr als einer Verdoppelung kommen.

Damit steigt aber auch die Höhe der Eigenmittelanforderungen an die Bank, was letztlich in der Bepreisung berücksichtigt werden muss. Sprich: Die Zinskonditionen für die Kunden werden steigen – auch wenn dies kurzfristig noch durch die außergewöhnlichen zinspolitischen wie auch ökonomischen Rahmenbedingungen überdeckt wird.

Noch ist Zeit zu handeln

Die neuen Baseler Vorschriften sollen zum 1. Januar 2022 angewendet werden. Zuvor müssen sie in europäisches Recht umgesetzt werden. Es besteht also noch Zeit zum Handeln, um z.B. bestimmte risikoarme Portfolios von der Anwendung des Output-Floors auszunehmen oder zumindest eine anderweitige Anwendung zu ermöglichen.

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