BANKENMARKT / KREDITE

Banken-/Wirtschaftsmarkt: Rück- und Ausblick

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Die ostdeutschen Unternehmen haben insgesamt die Corona-Widrigkeiten gut gemeistert. Nun entstehen neue Belastungen durch Russlands Angriffskrieg sowie durch die Inflationsentwicklung. Dabei zeigte sich zuletzt ein Wirtschaftswachstum, welches 2021 im Osten (mit Berlin) leicht hinter dem gesamtdeutschen Plus zurückblieb (2,3% ggü. 2,9%). Auch das hiesige Bankgeschäft wuchs. Allerdings wurde die Kreditvergabe an die Wirtschaft durch die Nachfrageseite eher gebremst. Viele Unternehmen blieben mit ihren Investitionen abwartend. Die privaten Banken verbuchten per 31.12.21 einen Kreditbestand von 71,7 Mrd. Euro (+2,1%), was einem Markanteil von 35% und damit der Rolle des Hauptkreditgebers entspricht (s. Grafiken 1/2). Die Kredite an Verbraucher/innen – primär Wohnraumfinanzierungen – stiegen deutlich mit +5,6% auf 65,8 Mrd. Euro (51% Anteil).

Die Situation trübte sich seither durch eine neue Dynamik der Pandemie (u.a. in China), Materialknappheiten sowie Lieferengpässe inklusive steigender Preise ein. Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine erhöht die konjunkturellen Unsicherheiten nun nochmal exponentiell und stellt die Handelsbeziehungen mit der Föderation generell auf den Prüfstand. Diese sind – wenig überraschend – speziell in Ostdeutschland durch den Kauf von Rohstoffen (vor allem Erdöl/-gas) geprägt. Nach Rückgängen legten die Importe vor allem aufgrund gestiegener Energiepreise zuletzt deutlich zu (+44%). Auf Exportseite hat das relativ niedrige Handelsvolumen mit Russland über die Jahre hinweg abgenommen (s. Grafik 3). Hier bleiben China, die USA sowie die europäischen Partner – bei einem Bedeutungsgewinn der Visegrád-Staaten – die Hauptabsatzmärkte.

Insofern sind die bisherigen Sanktionen für einzelne Unternehmen und Branchen zwar schmerzhaft, insgesamt aber beherrschbar. Einschneidender wirken die steigenden Preise für Energie und Rohstoffe. In Summe wird das gesamtdeutsche Wirtschaftswachstum 2022 (ca. 2%) deutlich geringer als erwartet ausfallen. Die gestiegenen ökonomischen Risiken werden sich auch in den Bankbilanzen widerspiegeln.

Zwei Entwicklungen sind prägend: Erstens fällt der bisher erwartete Rückgang der Inflation aus, die Rate dürfte in den kommenden Monaten bei über 7% liegen. Zudem geht der Preisanstieg nunmehr in die Breite und stellt inzwischen ein Top-Risiko für Mittelstand und Verbraucher/innen dar. Neben der direkten Entlastung für Haushalte und Unternehmen, verlangt dies auch eine geldpolitische Antwort. Ein klares Signal der EZB für das Ende der Negativzinspolitik — ein Fahrplan über das reine Ende der Anleihe-Nettokäufe hinaus — ist geboten. Dies gilt auch mit Blick auf die Kapitalmärkte (Gefahr steigender Risikoaufschläge) und die anstehenden Tarifverhandlungen der Sozialpartner (Gefahr der Lohn-Preis-Spirale).

Zweitens hilft mittelfristig nur die Rückkehr auf einen stabilen Wachstumspfad. Hier ist wichtig, stärkere Antworten auf Herausforderungen im Mittelstand zu formulieren (Fachkräftesicherung, Digitalisierung, mehr Nachhaltigkeit). Entlastung von Bürokratie, digitale Verwaltungsvorgänge, Infrastrukturinvestitionen sowie schnellere und einfachere Planungs- und Genehmigungsverfahren sind die bekannten Stichworte. Vor allem aber ist zur Zukunftssicherung des Standorts die Transformation der Unternehmen hin zu mehr Nachhaltigkeit unabdingbar. Die Prozesse werden durch die Folgen des Krieges weiter an Priorität gewinnen (Energieeinsparung und Ressourceneffizienz). Dazu sind erhebliche Investitionen notwendig, deren Finanzierung nur durch eine Mobilisierung von privatem Kapital, Kredit- und Kapitalmarktfinanzierung sowie Förderung gelingen kann. Mit Blick auf Letzteres gilt es, gezielt spezifische Herausforderungen der Transformationsfinanzierung zu adressieren. Zugleich muss auch die Kommunikation mit dem kleinteiligen Mittelstand gesucht werden. Im Gesamtprozess wird die Kreditwirtschaft eine bedeutende Rolle spielen, die nicht durch pausschale Kapitalerhöhungen beeinträchtigt werden sollte. Zugleich bedarf es eines wettbewerbsfähigen Rahmens auf EU-Ebene für Finanz– und Kapitalmarkt.

Ansprechpartner: Enrico Großer | enrico.grosser@ostbv.de

Veröffentlicht am 27. April 2022

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