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Peter Heuell, Geschäftsführer von EMH Metering

#ErfolgeOst

Global Player am Schaalsee

Der Zählerhersteller EMH Metering in Gallin liefert die digitale Technik für die Energiewende in Deutschland und weltweit. Seit mehr als 30 Jahren entwickelt und produziert das Unternehmen in Mecklenburg führende Technologie für die Energiewirtschaft. Jetzt erhielt der Mittelständler den Wirtschaftspreis „Vorsprung“ für seine Innovationen und Zukunftsfähigkeit.

Kaum zehn Kilometer vom Ufer des Schaalsees entfernt, ganz im Westen Mecklenburg-Vorpommerns, steht ein Flachdachbau voller Solarzellen. In den Hallen produzieren Maschinen und Mitarbeiter gemeinsam innovative Mess- und Kommunikationsgeräte für die Energiewende: mehr als 1000 Bauteile pro Minute, 900.000 Geräte im Jahr. Die Stromzähler und Kommunikationsgeräte gehören zum aktuellen Rollout zertifizierter intelligenter Messsysteme für die Digitalisierung der Stromnetze in Deutschland – und damit für das Erreichen der Klimaziele.

„Unsere Produkte vernetzen Erzeuger und Verbraucher und ermöglichen eine dezentrale, dynamische Energieversorgung und Abrechnung“, sagt Peter Heuell, seit Anfang 2017 Geschäftsführer des Traditionsunternehmens. Und das gilt nicht nur in Deutschland. In mehr als 50 Ländern der Welt sind die Geräte aus Gallin zugelassen und im Einsatz, vor allem in Europa, dem Mittleren Osten, Südamerika und Asien. „Wir sind in Ostdeutschland stark verwurzelt“, sagt Heuell. „Aber wir sind ein globales Unternehmen.“

Peter Scheew, ein Hamburger Pionier, hatte die „EMH Elektrizitätszähler GmbH“ 1991 gegründet. Der Elektrotechnikingenieur hatte bereits 1984 sein erstes Unternehmen aufgebaut und 1989 einen der weltweit ersten elektronischen Zähler entwickelt. Sein Knowhow legte den Grundstein für den erfolgreichen Start der Firma in Mecklenburg – und tiefe Kenntnis der Materie gehört bis heute zu den Markenzeichen: EMH Metering mit seinen rund 300 Mitarbeitern ist keine verlängerte Werkbank, sondern ein internationaler Technologie- und Marktführer mit sehr hoher Wertschöpfungstiefe nebst einigen Patenten und großer Flexibilität.

Intelligente Messsysteme und Smart Meter Gateways für die Energiewende – zurzeit läuft der Rollout in Deutschland.

Das Gateway wird per Scan eingelesen und einem Safebag zugeordnet.

Fast zehn Prozent des Umsatzes von mehr als 70 Millionen Euro Umsatz fließen in Forschung und Entwicklung. „EMH Metering ist ein hervorragendes Beispiel für Innovation und Zukunftsfähigkeit am Wirtschaftsstandort Deutschland“, lobte die Jury für die „Vorsprung“-Auszeichnung im Kanzleramt. Das Unternehmen stehe vorbildhaft für die Transformation der Wirtschaft im Osten und im ganzen Bundesgebiet.

Metering steht dabei für das Messen, Ermitteln und Steuern von Energieflüssen. „Mit diesen Themen beschäftige ich mich, seit ich die Uni verlassen habe“, erzählt der promovierte Ingenieur Heuell. Der 60-Jährige begann seine Laufbahn 1995 im Zählerwesen des ABB-Konzerns und übernahm verschiedene Managementpositionen in Deutschland und den USA, bevor er sieben Jahre lang Geschäftsführer des Energiemanagement-Anbieters Landis+Gyr wurde. „Ich bin zwischenzeitlich nur kurz ausgestiegen, um SAP-Gründer Hasso Plattner zu helfen, sein erstes Start-up zu gründen“, erzählt der Experte für intelligente Messtechnik.

EMH Metering kannte und schätzte er schon lange. „Das Unternehmen hat beste Chancen gegenüber einem Großkonzern, weil es sehr genau auf die regulierten Märkte eingeht“, sagt Heuell. „In dieser Nische gilt nicht: Größe gewinnt. Im Gegenteil.“ Dank seiner Spezialisierung hat EMH Metering in Deutschland im High-End-Bereich wie etwa in der Zählertechnik für die Elektromobilität einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent.

Die Gateways werden für den Transport vorbereitet.

Der Hightech-Produktionsstandort in Mecklenburg-Vorpommern.

Zum breiten Produktportfolio gehören digitale Stromzähler und Smart Meter Gateways, die die Daten mit einer Sicherheitsstufe wie beim Onlinebanking übertragen können. EMH Metering ist einer von nur fünf Herstellern, die solche Gateways für den deutschen Smart Meter-Rollout entwickelt und beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert haben. Neben Haushaltszählern produziert das Unternehmen Hochpräzisions-Zähler für Industrie und Gewerbe sowie E-Mobility-Zähler für öffentliche Ladesäulen. Zu den Kunden zählen nahezu alle großen Netzbetreiber, große Industrieunternehmen wie Mercedes-Benz und Airbus sowie die Flughäfen in Hamburg und Berlin.

Wachstum gehört dabei zur DNA des Unternehmens. „Wir sind immer in Expansion“, sagt Heuell. Dieses Jahr laufe die größte Investition der Unternehmensgeschichte in Maschinen und Produktion für den Rollout der Smart Meter, auch ein weiterer Hallenbau ist in Planung. Um die schwierige Suche nach Fachkräften in der ländlichen Region abzufedern, bildet das Unternehmen aus, qualifiziert Beschäftigte in der Fertigung weiter und setzt auf Automatisierung. „Wir sind ein gesundes Unternehmen, das aus eigener Kraft wächst und richtig Spaß macht“, sagt Heuell. Dahinter stehe kein Equity-Fonds, sondern ein privater und langfristig denkender Gesellschafterkreis. „Die Banken“, sagt Heuell, „würden gern mehr mit uns zusammenarbeiten.“

„Wir sind in die Region hineingewachsen und stark verwurzelt. Hier sind wir eng verbunden mit unseren langjährigen Beschäftigten und gut vernetzt mit unseren Lieferanten und Kunden. Zudem bekommen wir eine gute Unterstützung vom Land Mecklenburg-Vorpommern – und das in einer fantastischen, sehr lebenswerten Landschaft mit dem Unesco-Biosphärenreservat Schaalsee. Das ist Natur pur – mit einer guten Autobahnanbindung und einer großen Nähe zu den Metropolen Hamburg und Berlin. Wir sind an diesem Standort sehr zufrieden.“

Peter Heuell
Geschäftsführer von EMH Metering

Interview und redaktionelle Bearbeitung durch: Sven Heitkamp | Freier Journalist | Leipzig
(Bildquellen: EMH Metering)

Veröffentlicht: 14. Oktober 2024

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