Dr. Sebastian Schäfeer, Geschäftsführer, House of Finance and Tech
#ErfolgeOst
Hotspot für Wellbeing
Mit dem „House of Finance and Tech Berlin“ (HoFT.Berlin) haben Fintech-Szene und Bankenwelt eine neue gemeinsame Anlaufstelle in der Hauptstadt. Ihr zentrales Thema: Finanzieller Wohlstand mit modernsten Mitteln. Ihr Chef: Sebastian Schäfer. Er will gesellschaftliche Innovationen anstoßen und Berlin als junges, internationales Zentrum für Finanztechnologie stärken.
Der Standort könnte kaum passender sein: Im „Spielfeld“ im angesagten Berlin-Kreuzberg hat das HoFT.Berlin seinen Startplatz gefunden. In dem roten Klinkerbau an der Skalitzer Straße treiben das Innovation & Design-Team von Visa und die Unternehmensberatung Roland Berger die Transformation von Kundenerlebnissen, Geschäftsprozessen und Handel voran. Nun gehört auch das HoFT.Berlin dazu.
Sebastian Schäfer, 45 und seit September HoFT-Geschäftsführer, baut hier ein Team auf, das bis Mitte 2025 auf ein halbes Dutzend IT- und Finanz-Experten anwachsen soll. Ihre Mission: Eine Plattform mit verschiedenen Formaten schaffen, die persönlichen Austausch, Zusammenarbeit und Synergien zwischen Akteuren der Finanz- und Technologieszene fördert – seien es traditionelle Banken und Institutionen, Startups oder Bildungseinrichtungen. Ein neues Netzwerk für die Finanzbranche von morgen soll entstehen, nachdem der frühere Fintech-Inkubator „FinLeap“ seinen Schwerpunkt verlagert hat.
Gesellschafter des House of Finance and Tech Berlin sind die IBB Unternehmensverwaltung, der HoFT-Förderverein mit verschiedenen Unterstützern, darunter Banken, Fintechs und Institutionen wie der Ostdeutsche Bankenverband, die Wirtschaftsförderung Berlin und die Berlin Finance Initiative. Unterstützt wird das HoFT zudem durch eine Anschubfinanzierung des Senats. „In einer vernetzten Welt mit dezentralen Strukturen brauchen wir einen Ort, an dem die Fäden zusammenlaufen und der national und international sichtbar ist“, sagt Schäfer. Der promovierte Verhaltensökonom – eher in schwarzer Lederjacke als im dunkelblauen Anzug anzutreffen – ist ein Experte, wenn es um die Themen Ökosystem-Building und Entrepreneurship in der Finanzszene geht. Acht Jahre hat er zuvor als Managing-Director den führenden Innovations- und Fintech-Hub TechQuartier (TQ) in Frankfurt gelenkt und davor den „Unibator“ für Entrepreneurship an der Goethe-Universität Frankfurt geleitet. „Mich faszinieren Kooperationsanreize und die Gestaltung organisationsübergreifender Innovationsprozesse “, sagt Schäfer. „Etikette ist dabei nebensächlich.“
Sitz des HoFT: das Spielfeld in Berlin-Kreuzberg (Foto: Spielfeld)
Sitz des HoFT: das Spielfeld in Berlin-Kreuzberg (Foto: Spielfeld)
Er sieht Frankfurt und Berlin nicht als Konkurrenten, sondern als komplementäre Finanzökosysteme innerhalb Europas, die Metropolen wie Paris und London mit einbeziehen. Mit seinen 160 FinTechs sei Berlin dabei heute bereits die Nummer Eins in Kontinentaleuropa. Viele führende und neue Finanzinstitute haben ihren Sitz in der Hauptstadt oder sind dort sehr aktiv. Dazu gehören Namen wie N26, Trade Republic und Raisin, die DKB und Europas größte Privatkundenbörse Tradegate. Die Deutsche Bank betreibt dort einen der größten Hubs der Welt und JP Morgan Chase plant ihre Neo-Bank für die EU in Berlin zu starten. „Wir haben eine sehr dynamische Szene: mehr als 40 Prozent aller FinTech-Gründungen entstehen in Berlin, rund 80 Prozent des Wagniskapitals fließt hierher“, sagt Schäfer. Er selbst ist in Cambridge geboren, Halb-Franzose, in Deutschland sozialisiert und hat in Tübingen, Tokio und Frankfurt studiert. Nun wirkt und wirbelt er in Berlin und pendelt zwischenzeitlich in die Metropole am Main.
Eines der Fokusthemen des HoFT ist Financial Wellbeing, das zentrale Bankenthema dieser Tage: Es geht um mehr wirtschaftlichen Wohlstand, Vermögensaufbau, Finanzplanung und Altersvorsorge. „61 Prozent der Rentner müssen mit 1200 Euro netto im Monat auskommen. Aber auf deutschen Sparkonten liegen 14 Billionen Euro mit schwacher Rendite. Würde das Geld mit nur einem Prozent mehr verzinst, wären das 140 Milliarden Euro im Jahr“, rechnet Schäfer vor. „Damit könnte man eine Menge mehr anlegen.“
HoFT-Veranstaltung mit Christian Lindner zum Thema privater Altersvorsorge (Foto: Caroline Pitzke)
Foto: Konstantin Gastmann
Eröffnungsabend des HoFT (Foto: Caroline Pitzke)
Das HoFT.Berlin will die Finanzbranche dazu bewegen, sich stärker dem Gesellschaftsthema Vermögensbildung zu widmen und dabei die neuen und alten Player besser orchestrieren. Beispiel: Kurz vor dem Aus der Ampel-Koalition hatte das „Finanz-Haus“ einen Talk mit FDP-Politiker Christian Lindner, dem CEO des Fintechs Scalable Capital Erik Podzuweit, Sophie Thurner vom Investitions-Lerntool Beatvest und Karl Matthäus Schmidt als CEO der Quirin-Bank auf die Beine gestellt, um einen Impuls zu setzen. „Wenn man zu wichtigen Themen die richtigen Leute zusammenbringt, erzeugt man bei Dritten die Sorge, etwas zu verpassen – und stößt damit neue Prozesse an“, betont Schäfer.
Weiterer Schwerpunkt ist die Unterstützung von Wachstumsunternehmen und Scaleups, denen es in Deutschland oft an Finanzierungen für den nächsten Schritt mangelt. Das HoFT hat dafür zwar keinen Fonds zur Verfügung, bietet aber mit einer Scaleup-Academy Zugang zu Wachstumsinvestoren und potentiellen Firmenkunden sowie Begleitung und Hilfestellung bei Regulatorik, Führungs- und Organisationsentwicklung an. Als dritte Säule bietet das HoFT einen analogen und digitalen Ecosystem-Showroom und möchte sich damit als Schaufenster und Sprachrohr für die Berliner Fintech-Szene sowie für deren Produkte und Personen positionieren – für die deutsche Szene und internationale Delegationen. Eine der zentralen Botschaften laut Schäfer: „Wir müssen uns in Deutschland von lieb gewonnenen Gewohnheiten und alten Wissensständen verabschieden und mit Unsicherheiten souveräner umgehen.“
Interview und redaktionelle Bearbeitung durch: Sven Heitkamp | Freier Journalist | Leipzig
Bildquellen: s .Untertitel, House of Finance and Tech
Veröffentlicht: 17. Dezember 2024
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