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Die Vermessung der Welt

SkenData ermittelt für die Versicherungs- und Finanzbranche die Werte und Energiedaten von Gebäuden – digital, online, jederzeit und an jedem Ort. Vor zehn Jahren gegründet, ist das kleine feine Unternehmen aus Rostock heute ein europäischer Leuchtturm. Und CEO Sven Jantzen hat noch große Pläne.

Eigentlich ist Sven Jantzen ein sicherheitsliebender, risikoaverser Typ. Als Diplomkaufmann, Versicherungsfachwirt und Risikomanager hat der Mecklenburger viele Jahre die Gebäude- und Wohnungswirtschaft bei einem großen öffentlichen Versicherer betreut. Mehr als 20 Jahre war er im Konzern, und er hätte dort noch ewig bleiben können. „Das war ein gut dotierter und sicherer Job“, sagt Jantzen. Doch dann hat er sich trotzdem anders entschieden und aus dem Nichts ein Start-up aufgebaut. Es musste eine sichere Sache sein.

Tatsächlich ist sein Rostocker Insurtech SkenData heute ein europäischer Leuchtturm, wenn es um die digitale Versicherungswertermittlung von gewerblichen Gebäuden geht. „Die Zukunft liegt im Daten-Handling“, sagt Jantzen, „weil Daten unsere Entscheidungen verbessern und beschleunigen.“ Insofern sei seine Entscheidung zum Sprung ins kalte unternehmerische Wasser nur folgerichtig gewesen. „Ich bin auch jemand, der gern etwas bewegen möchte“, sagt Jantzen. Und das hat er getan.

SkenData ermöglicht mit seinem internetbasierten Tool „Wert14“ innerhalb von Sekunden eine genaue und nachhaltige Wertermittlung von Gebäuden, die ebenso simpel wie orts- und zeitunabhängig funktioniert. Dafür werden digitale Kataster- und Liegenschaftsdaten der Behörden, 3D-Gebäudemodellierungen, Luftbilder von 52 Millionen Gebäuden in Deutschland mit Künstlicher Intelligenz und Geoinformatik zu einer Data-as-a-Service und Software-as-a-Service-Lösung zusammengebracht. Sie ist einfach über eine Webseite oder per Schnittstelle abrufbar und steht Unternehmen der Immobilien-, Finanz- und Versicherungsbranche mit berechtigtem Interesse zur Verfügung – nicht allerdings Privatkunden.

„Sken heißt im Schwedischen auch beurkunden und bescheinigen. Und genau das tun wir“, sagt Jantzen. „Mit unserem Angebot sind wir Marktführer in der digitalen Wertermittlung für Versicherer.“ Von internationalen Top-Versicherern bis zum kleineren gewerblichen Makler werden die Daten genutzt, um passgenaue und aktuelle Versicherungspolicen zu erstellen. Das Hauptgeschäft läuft in Deutschland, parallel wird der Markt in Österreich ausgebaut. „Dort haben wir bereits vier Großkunden“, sagt Jantzen. Darüber hinaus gebe es zunehmend Anfragen für weitere Länder, auch über Europa hinaus.

SkenData ermöglicht mit seinem internetbasierten Tool innerhalb von Sekunden eine genaue und nachhaltige Wertermittlung von Gebäuden.
Der Standort an der Warnow gehörte zu den Gründen in Rostock zu gründen.

Begonnen hat der erfolgreiche Aufbau vor mehr als zehn Jahren. Die Idee entstand aus dem Bedürfnis, den Gebäudewert schnell und einfach zu ermitteln. Die Komplexität, Wartezeiten und Kosten von Wertgutachten hätten aus seiner Sicht nicht im Verhältnis gestanden. Jantzen kannte aus seiner beruflichen Zusammenarbeit den Meteorologen Jon Meis, der automatisierte Wettergutachten für Versicherer mit seiner Firma European Weather Consult (EWC) erstellte. Meis brachte unternehmerische und technologische Erfahrungen sowie Startkapital mit ein. Hinzu kam mit Lars Fricke ein dritter Experte mit großem Knowhow in der 3D-Gebäudemodellierung. „Wir haben uns damals zusammengetan und unsere Ideen und Technologien verheiratet“, erzählt Jantzen.

Im Frühjahr 2014 gründeten Meis und Jantzen SkenData. „Zuerst haben wir fast zwei Jahre entwickelt und getestet – dann kamen wir als erster Anbieter mit unserer digitalen Lösung auf den Markt. Unsere Fachlichkeit, Datenexpertise und Gebäudemodellierungs-Kompetenz sind bis heute die drei Bausteine unseres Erfolgs, die kein anderer Wettbewerber in dieser Qualität bereitstellt“, betont Jantzen. „Wir haben mehrere Jahre Vorsprung vor anderen Anbietern.“ Daher wurde das Unternehmen mittlerweile mit einer Reihe von Awards ausgezeichnet, zuletzt unter anderem als Digitaler Leuchtturm, InsurTech-Company of the Year und Best Digital Valuation Tool.

Nach einer anfänglichen Unterstützung mit staatlichen Fördermitteln macht das Unternehmen heute mehr als drei Millionen Euro Umsatz im Jahr und arbeitet profitabel. Zusammen mit Galya Ihle und Patrick Rahn in der Geschäftsführung gehören mehr als 20 hochqualifizierte Mitarbeiter aus den Bereichen Betriebswirtschaft, Bauingenieurwesen, Maschinenbau, Geoinformatik und Physik zum Unternehmen. Tendenz deutlich steigend. Seit vier Jahren gehören auch wichtige europäische Nachhaltigkeitsdaten wie Energieeffizienz, Energiebedarf und CO2 Emissionen zum Leistungsspektrum. „Mit diesen ESG-Daten wollen wir auch in der Finanzwelt Marktführer werden und unser Geschäft im deutschsprachigen Raum und anderen EU-Ländern weiter ausbauen“, kündigt Jantzen an. Auch die Software werde dabei immer weiter vorangetrieben. „Das ist eine ständige Entwicklung“, sagt Jantzen. „Man wird nie fertig.“

Rostock ist seit 30 Jahren meine Heimat und gehört für mich zu den lebenswertesten Städten in Europa. Als Stadt direkt am Wasser ist sie nicht nur ein schöner Ort zum Leben – sie bietet mit ,Rostock Business‘ und der Gründungswerft auch ein aktives Netzwerk von Gründern. Daneben nutzen wir die breite Hochschullandschaft mit der Uni Rostock und den Hochschulen Wismar, Stralsund und Neubrandenburg, mit denen wir im regen Austausch stehen. Außerdem ist die Mecklenburgische Beteiligungsgesellschaft (MBMV) Teilhaber bei uns, seit sie uns beim Start mit einem Risikodarlehen unterstützt hat. Wir erleben hier eine sehr wohlwollende Unterstützung.

Sven Jantzen | CEO von SkenData

Interview und redaktionelle Bearbeitung durch: Sven Heitkamp | Freier Journalist | Leipzig
(Bildquellen: SkenData)

Veröffentlicht: 28.  Februar 2024

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