Peter Lehmann, Vorstand von Unite
#ErfolgeOst
Ein neues Headquarter im Osten
25 Millionen Artikel allein auf dem deutschen Marktplatz, 75.000 aktive Kunden, mehr als 700 Mitarbeiter: Unite ist eine der größten europäischen Online-Einkaufsplattformen für den B2B-Handel und den öffentlichen Sektor. Und der Vorstand geht außergewöhnliche Wege. Im Jahr 2000 in München als Mercateo gegründet, orientierte sich das E-Commerce-Unternehmen zunehmend Richtung Osten — und bezieht nun ein modernes Headquarter in Leipzig.
Am Johannisplatz am Rande der Leipziger Innenstadt ist in den vergangenen drei Jahren ein repräsentatives Bürohaus mit hellen Fassaden und Hunderten Fenstern auf sieben Etagen entstanden. Unter dem Namen „Netzwerk“ wird das moderne Gebäude ab diesem Sommer einem besonderen Mieter als Heimstatt dienen: Unite, eine europäische Online-Einkaufsplattform für Geschäftskunden, richtet dort ihren Firmensitz mit bis zu 500 Mitarbeitern ein. Dabei war das E-Commerce-Unternehmen im Jahr 2000 von fünf ehemaligen Beratern des McKinsey-Konzerns in München gegründet worden. Mittlerweile aber ist das einstige Start-up unter dem früheren Namen Mercateo auf mehr als 700 Mitarbeitende gewachsen und hat seinen Hauptsitz inzwischen in Leipzig.
300 Beschäftigte arbeiten dort heute schon verteilt in zwei Büros in der Innenstadt. Und es sollen mehr werden. Die neue Zentrale ist für bis zu 500 Mitarbeiter ausgelegt, der Mietvertrag mit dem Eigentümer auf zehn Jahre abgeschlossen – samt Verlängerungsoption. „Wir haben den Firmensitz 2019 nach Leipzig verlegt, weil sich dort ein großer Teil unseres Geschäfts abspielt“, sagt Vorstand Peter Ledermann. „Das sehen wir ganz pragmatisch.“ Dass die Unite Vorstände und Gründer mit ihren Familien weiterhin in München leben, wo noch knapp 50 Mitarbeiter ansässig sind, spielte für die Standortentscheidung keine Rolle. Hinzu kommt: Weitere 250 Mitarbeiter sitzen im gut 60 Kilometer entfernten Köthen und arbeiten eng mit den Leipzigern zusammen. Täglich pendeln zwei kleine Shuttlebusse zwischen den Standorten hin und her.
Um den Umzug zu verstehen, muss man die Geschichte von Mercateo und Unite kennen: 2003 übernehmen der Mit-Gründer und heutige CEO Sebastian Wieser sowie Peter Ledermann die Regie im jungen Unternehmen. Bald stellen sie die New-Economy-Gründung neu auf, fahren die Mitarbeiterzahl zunächst von 130 auf fünf herunter und starten mit ihrem Marktplatzmodell neu durch. Dabei kommen sie mit der Wirtschaftsförderung Sachsen-Anhalt ins Gespräch, die seinerzeit Förderung für Gehälter anbot. „Mit diesem Modell konnten wir neue Leute aufbauen“, erzählt Ledermann. Am Aschermittwoch 2004 legten sie in Köthen los. „Wir haben dort sehr gut ausgebildete Leute gefunden.“ Bald stiegen Finanzinvestoren ein, sodass den Vorständen Wieser und Ledermann heute noch fast die Hälfte ihrer Firma gehört.
2011 beginnt zusätzlich der Aufbau in Leipzig, weil die Fachleute in Köthen knapp werden. Mercateo heuert die ersten drei Mitarbeiter an, die bis heute dabei sind. Stück für Stück wächst der Standort auf heute 300 Beschäftigte. Auch die Führungsebenen unterhalb des Vorstandes etablieren sich in Leipzig und Köthen. „Irgendwann haben wir gesagt: Ein Hauptsitz in München macht kaum noch Sinn“, sagt Ledermann. Außerdem passe die bürgerlich-bodenständige Handelsstadt Leipzig mit ihrem Wachstums- und Innovationsgeist ideal zum Wertesystem des Unternehmens. „Da war die Verlegung ein ganz logischer Schritt.“ Ende 2019 verkündet Ledermann den Umzug. Für die Stadt ein „Sechser im Lotto“, wie Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) seinerzeit sagte.
Mit Ost oder West hatte der Umzug nichts zu tun, betont Ledermann. „In der Unternehmenskultur besteht für uns kein Unterschied.“ Weder in München noch in Leipzig gebe es große Chefzimmer und Vorzimmerdamen. An allen Standorten seien alle Unternehmensbereiche von der IT über Vertriebsexperten, Lieferantenmanager und Kundenbetreuer vertreten, damit alle Bereiche und Ebenen zusammenarbeiten können.
Langfristig plant das Unternehmen von bis zu 1000 Mitarbeitende am Standort Leipzig.
Unter dem Namen “Netzwerk” wird das Gebäude im Sommer der neue Firmensitz von Unite. (Bildquelle: OFP Projektentwicklung)
Langfristig geht Unite sogar von bis zu 1.000 Mitarbeitern in Leipzig aus – auch wenn nur rund 500 Schreibtische aufgestellt werden. Angesichts zunehmender Homeoffice-Beschäftigung könne künftig jeder Schreibtisch mehrfach belegt werden und sei rechnerisch für bis zu 1,8 Mitarbeiter geplant, so Ledermann. Das passt zum nachhaltigen Ansatz des Gebäudes mit fast 15.000 Quadratmetern. Es soll nach dem Goldstandard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen zertifiziert werden. Anfang Juli soll der Umzug geschafft sein, im September offiziell Eröffnung gefeiert werden.
„Wir wachsen jedes Jahr um zehn bis 20 Prozent im Jahr“, sagt Ledermann. Nach 406 Millionen Euro Umsatz 2021 seien es voriges Jahr schon „deutlich über“ 400 Millionen gewesen. Unite ist eine Plattform ausschließlich für B2B-Kunden und mit dem Geschäftsmodell in 15 Ländern aktiv. „Wir machen die Beschaffung für Unternehmen und Organisationen einfacher und effizienter.“ Das Unternehmen betreibt dafür aber keine eigenen Lager und keine Logistik, sondern vermittelt zwischen Kunden und Lieferanten, mit denen Verträge bestehen. Damit verbunden seien viele Services, Aufgaben, Dienstleistungen und Rechtsfragen. In Ungarn beispielsweise müsse ein Duplikat jeder Rechnung ans Finanzamt geschickt werden, in Italien Sammelrechnungen, in Frankreich die Ecotax berücksichtigt sein, bei manchen Transaktionen die Zollauflagen und in Deutschland das Lieferkettengesetz. „Wir haben in vielen Bereichen höhere Anforderungen als im Privatkundengeschäft“, sagt Ledermann.
Auf der Unite Plattform wird auch das Mercateo-Portal mit dem B2B-Marktplatz betrieben. Dort decken Unternehmen und Kunden aus dem öffentlichen Sektor schnell und einfach ihre Bedarfe wie Büroausstattung, IT oder medizinische Spezialprodukte ab. Durch den Zugang zum Unite-Netzwerk können das Mercateo Sortiment um individuelle Lieferanten ergänzt und direkte Geschäftsbeziehungen abgebildet werden.
Allein auf dem deutschen Marktplatz seien mehr als 25 Millionen Artikel von rund 900 Lieferanten zu finden. International stehen Tausende Herstellen hinter dem Netzwerk. „Wir haben 180 bis 200 Millionen Artikel unter Verwaltung“, sagt Ledermann. Jeden Tag würden 8.000 Bestellungen von 75.000 aktiven Kunden abgewickelt.
„Bei uns bekommen die Kunden nicht immer das billigste Angebot, aber den für sie wirtschaftlichsten Warenkorb“, sagt Ledermann, der einst Prokurist für Personal und Vertrieb im E.ON-Konzern war. Der 56-jährige Betriebswirt war Ende 2000 mit der Beteiligung des E.ON Konzerns an Mercateo in den Vorstand des jungen E-Commerce-Unternehmens gekommen. Mehr als 20 Jahre später blickt er mit Unite auf seine ganz persönliche Erfolgsgeschichte – die nun in Leipzig fortgeschrieben wird.
(Bildquellen: Unite und OFB Projektentwicklung)
Veröffentlicht: 06. April 2023
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