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Der kaufmännische Geschäftsführer bei KmB Sven Hartwich

#ErfolgeOst

Tilgen nach Teilen

Der Zerbster Automobilzulieferer KmB Technologie testet mit Erfolg ein innovatives Finanzierungsmodell für neue Maschinen: Pay per use. Bezahlt wird der Kredit je nach Auslastung der Anlagen. Ein Modell, das sich rechnet.

Eigentlich zählt Zerbst, ein 22.000 Einwohner-Städtchen unweit von Magdeburg, nicht gerade zu den Trendsettern der Industrie 4.0. Bei „KmB Technologie“, einer der renommiertesten Automobilzulieferer in Sachsen-Anhalt, ist das anders: Die Fertigung in den lang gestreckten Produktionshallen läuft auf dem neuesten Stand der Industrie-Technologie: Viele der 150 modernen Maschinen und Anlagen sind über die Cloud und viele Kilometer Kabel intelligent vernetzt. Über Lager, Logistik und Produktion herrscht permanente Datentransparenz. An 20 Maschinen werden zudem bereits Predictive-Maintenance-Systeme getestet: Mit Sensoren werden Schwingungen, Geräusche und Temperaturen gemessen, durch Big-Data analysiert und Abweichungen sofort registriert. „So können die Anlagen frühzeitig gewartet werden, ehe es zu langen, teuren Ausfällen kommt“, sagt der Kaufmännische Leiter Sven Hartwich.

Handwerk und High-Tech bei KmB Zerbst

Gut geölte High-Tech bei KmB Zerbst

Doch das ist nicht alles. Zusammen mit dem schwäbischen Werkzeugmaschinen-Hersteller EMAG und der Commerzbank testet KmB derzeit ein innovatives Finanzierungsmodell: Pay-per-Use, ein Kredit, dessen regelmäßige Tilgung sich nach der jeweiligen Auslastung der Anlagen richtet. Drei Werkzeugmaschinen für rund eine Million Euro wurden mit dem Kredit finanziert. Laufzeit: fünf Jahre. Die digitale Vernetzung und die Cloud ermöglichen dem Unternehmen und der Bank einen detaillierten Einblick in die laufende Nutzung – und mehr Flexibilität. „Der Pay-per-Use-Kredit hat uns die Investition in eine neue Maschinengeneration ermöglicht“, sagt Hartwich.

Jeweils am Monatsende werden die Produktionszahlen übermittelt und die Tilgungsrate errechnet. Ein Glücksfall für KmB, denn schon kurz nach dem Start des Pilotprojekts haben sich Schwierigkeiten bei den Abrufen des Kunden eingestellt. „In der Situation war ein Kredit sehr hilfreich, der mit dem Nutzungsgrad der Maschinen atmet“, sagt Hartwich. Inzwischen rolle die Produktion stabil, die Auslastung sei gut, der Kredit laufe geräuschlos. „Wir haben im ersten Jahr schon alle denkbaren Höhen und Tiefen erlebt“, sagt Hartwich. „Für uns hat sich das Tilgungsmodell bewährt. Wir können unsere Gewinnschwelle senken und erreichen höhere Stabilität.“ Und das Modell sei ausbaufähig: Diverse Parameter wie Stückzahlen, Laufzeiten, Betriebs- und Stillstandzeiten könnten vereinbart werden. Gerade für Zulieferer der Autoindustrie mit ihren Produktionsschwankungen sei es wichtig, flexibel auf das Verhalten der Kunden reagieren zu können. Bei Auftragsspitzen wie auch in Flauten müsse ein Betrieb stabil arbeiten können.

Ein Zentrum für Industrie 4.0 – der Standort von KmB in Zerbst

Massarbeit für die Autoindustrie – KmB Zerbst

KmB war 1995 vom ehemaligen VW-Manager Klaus Krawinkel von Null an aufgebaut worden. Als Krawinkel 2014 überraschend starb, übernahm zunächst die EMAG die Unternehmensanteile, um das Überleben des Betriebs zu sichern. Inzwischen gehören 51 Prozent der Scherer-Holding. Und Frank Scherer baut als Geschäftsführer den namhaften Kundenkreis nach und nach aus. Mehr als 40 000 Teile verlassen jeden Tag die Fertigungshallen. Die Dreh- und Frästeile werden vor allem in Fahrwerken, Getrieben und Lenkungen eingesetzt. „Wir sind nicht vom Verbrennungsmotor abhängig und setzen darauf, mit der Elektromobilität weiter zu wachsen“, betont Hartwich. Eine neue Produktionshalle und neue Jobs sind bereits in Planung.

Die größte Herausforderung für KmB mit zurzeit 280 Mitarbeitern, darunter 20 Auszubildenden, ist indessen die Gewinnung neuer Kollegen. KmB feilt daher an seinem öffentlichen Auftritt von den Außenanlagen des Standorts über die Teilnahme an regionalen Sportevents bis zum Instagram-Profil. In diesem Jahr wurde der Haustarifvertrag erhöht, eine zweite Stufe ist für 2020 geplant, dazu gibt es 30 Urlaubstage für alle – und KmB hat zusammen mit einer Versicherung ein Modell der betrieblichen Altersfürsorge für seine Mitarbeiter eingeführt. „Als wachsendes Unternehmen in einer strukturschwachen Region“, sagt Hartwich, „muss das Gesamtbild für junge Leute attraktiv sein – und die bestehenden Kollegen sollen in einer modernen, innovativen Firma möglichst langfristig gebunden werden.“

Abgehoben – Der neue Azubi-Jahrgang

KmB Logo

Interview und redaktionelle Bearbeitung durch: Sven Heitkamp | Freier Journalist | Leipzig
(Bildquellen: KmB-Technologie)

Veröffentlicht: 19.  November 2019

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