MITTELSTAND / WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG

Der Osten: Blick der privaten Banken

Banken sind unverzichtbarer Bestandteil der Wirtschaft. Sie ermöglichen mit ihrer Kreditvergabe Investitionen und stellen zugleich eine Vielzahl von Dienstleistungen für ihre Kunden bereit. Auch sind ihre Angebote oftmals die Voraussetzungen für internationale Handelsbeziehungen der ansässigen Unternehmen. Dabei verändert der digitale Wandel auch die Finanzwelt drastisch — in der Kommunikation mit den Kunden, in der Organisation und im Produktangebot.

Unbestreitbar bei alledem: Das zentrale Bankprodukt für den regionalen Mittelstand ist der Kredit. Mittelstandsfinanzierung ist deshalb eines der Kerngeschäftsfelder der privaten Banken in Ostdeutschland. Aktuell haben sie nach den Zahlen der Deutschen Bundesbank in der Region für fast 43 Mrd. € Finanzierungen an Selbstständige (Handwerker, Einzelhändler etc.) und Unternehmen vergeben. Dies sind 41% aller Kredite an die hiesige Wirtschaft. Die privaten Banken sind somit klarer Marktführer (s. Grafik). Im Vorjahresvergleich konnten die Kreditbestände zum 30. Juni 2018 mit + 7% nochmals deutlich gesteigert werden.

Der anhaltende Zuwachs bei den Krediten an die Unternehmen und Verbraucher ist ein Ausdruck der nach wie vor guten wirtschaftlichen Lage. Auch im 1. Halbjahr 2018 war für Ostdeutschland wieder ein Wirtschaftswachstum zu verzeichnen. Mit einem Plus von 1,9% lag der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gleichauf mit dem Bundesdurchschnitt. Allerdings reichte die regionale Spannbreite von +1% in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern bis +2,3% in Brandenburg und Berlin. Die differenzierte Entwicklung des Vorjahres setzte sich damit fort.

Den Wachstumskurs dürfte die Wirtschaft Ostdeutschlands auch beibehalten. Allerdings wird das Tempo nachlassen. Der Bundesverband deutscher Banken prognostizierte jüngst ein deutschlandweites BIP-Wachstum von 1,9% für 2018 und 1,8% im folgenden Jahr. Unterstützung sollte dabei von der Binnenkonjunktur kommen, die von der stabilen Situation am Arbeitsmarkt und Zuwächsen bei den Reallöhnen profitieren kann.

Dagegen bleiben die Investitionen der Unternehmen wohl hinter den Möglichkeiten zurück. Hohe Kapazitätsauslastung, anhaltendes Wirtschaftswachstum und niedrige Zinsen bilden eigentlich ein gutes Umfeld für mehr Investitionen. Andererseits haben die konjunkturellen Risiken zugenommen. Aufziehende Handelskonflikte aber auch Fragen zur Weiterentwicklung der EU bzw. dem Brexit sorgen für erhebliche Unsicherheit (s. in Grafik beispielhaft die Handelsbeziehungen Ostdeutschlands).

Sorgen bereiten den Unternehmen zudem die Verfügbarkeit von Fachkräften (s. Grafik die Zeiten bis zur Besetzung offener Stellen). Hinzukommen noch steigende Energie- und Rohstoffpreise.

Angesichts der stärker gewordenen Unsicherheit über die künftige wirtschaftliche Entwicklung, bedarf es der Konzentration auf die zentralen Zukunftsthemen. Hier sind zunächst die Unternehmen selbst gefordert, mit entsprechenden Innovationen und Konzepten voranzugehen. Dies betrifft z.B. notwendige Antworten auf die Digitalisierung, die Sicherung der Fachkräftebasis oder die Erschließung weiterer Absatzmärkte. Aber auch die Bundes- und Landespolitik ist gefragt, eine klare wirtschaftspolitische Wachstumsstrategie umzusetzen, die das Investitionsklima belebt, dieses durch stärkere öffentliche Investitionen unterstützt und Bürokratie abbaut.