„Brasilien ist alles.“ Mit diesem Satz brachte der brasilianische Botschafter Roberto Jaguaribe auf den Punkt, worum es bei der ersten FokusLand live-Business Matinee des Ostdeutschen Bankenverbandes (OstBV) ging: Den Blick richten auf die Chancen und Potenziale sowie Herausforderungen, die das größte Land Lateinamerikas als Handelspartner bietet.

Der OstBV hatte in diesem Jahr seine neue Reihe „FokusLand“ gestartet. Ihr Hintergrund: Die Welthandelspolitik ist in eine neue Phase eingetreten. Der Geist des Multilateralismus – Fundament der Handelsordnung der letzten 30 Jahre – schwindet und wird ersetzt durch uneingeschränkten Vorrang eigener Interessen. Neue Bündnisse werden geschmiedet, deren Antriebsfaktor nicht selten der Wunsch nach Emanzipation von der westlichen Welt ist. Handelsströme ebben ab oder werden umgelenkt. Das Welt-Währungssystem wird neu justiert, Dollar und Euro geraten unter Druck. Vor diesem Hintergrund soll FokusLand dem exportorientierten Mittelstand Deutschlands helfen, den Globus unvoreingenommen zu betrachten, um nach neuen Märkten und Kooperationsregionen Ausschau zu halten. Den Auftakt bildete Brasilien.

Nach mehreren Analyse-Texten zum Standort Brasilien, wurde die FokusLand-Reihe am 26. September durch eine Live-Veranstaltung abgerundet. Eingeladen hatten die Botschaft Brasiliens und der OstBV. Nach Begrüßung durch Achim Oelgarth, Geschäftsführender Vorstand des Ostdeutschen Bankenverbandes, warb der brasilianische Botschafter, S.E. Roberto Jaguaribe in einer leidenschaftlichen Tour d’Horizon für eine Rückkehr zu engen Handels- und Investitionsbeziehungen zwischen Deutschland und Brasilien. Dabei hob er vor allem auf die gemeinsamen historischen und kulturellen Bindungen ab, skizzierte mögliche Kooperationsfelder und machte den Willen Brasiliens deutlich, mit moderner Wirtschaftspolitik attraktiver für Investitionen zu werden.

Im Expertenpanel tauschten sich Luiz E. Gonçalves, Gesandter der Botschaft Brasiliens, Dr. Mark Heinzel, Leiter des Referats Nord- und Lateinamerika bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Jan Piegazki, für das Brasiliengeschäft zuständiger Kaufmännischer Leiter der KF-Unternehmensgruppe GmbH, Pedro Rebelo, Vice President und Senior Relationship Manager Latin America der Commerzbank, sowie Dr. Miguel de Sampaio e Spohr, Unternehmer und Ehrendirektor der AHK Rio de Janeiro, zur aktuellen Entwicklung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen aus. Fazit: Brasilien bietet riesige Chancen; doch die Beziehungen haben in den zurückliegenden 15 Jahren an Intensität verloren. Wichtige Impulse könnten vom Freihandelsabkommen EU-Mercosur ausgehen, das nach 20 Jahren Verhandlungen in diesem Jahr endlich abgeschlossen werden soll. Doch die Sichtweisen der beiden Verhandlungsseiten sind noch nicht vollständig kongruent. Wunsch der Panel-Diskutanten: Auf Augenhöhe ein Abkommen schließen, um eine wichtige Partnerschaft für die Handelsdiversifikation zu errichten. Deutlich wurde auch: Brasilien wartet nicht auf Europa. China steht in den Startlöchern, um noch stärker in Brasilien ökonomisch aktiv zu werden.

Mit persönlichen Gesprächen und kulinarischen Genüssen klang die erste FokusLand live-Veranstaltung in der Botschaft Brasiliens aus. Der OstBV wird weitere Regionen vorstellen und für engeres Zusammengehen werben.

Ansprechpartner: Dr. Alexander Schumann  | alexander.schumann@ostbv.de

Veröffentlichung am 05. Oktober 2023