KLARTEXT

Auch im Krisen-Jahr 2022 gibt es Mut-Mach-Geschichten ``Made in Ostdeutschland``

In unserer Reihe KLARTEXT lesen Sie persönliche Meinungen und Denkanstöße.

Heute von:
Achim Oelgarth
Geschäftsführender Vorstand |
Ostdeutscher Bankenverband e.V.

Wir gehen auf das Weihnachtsfest zu. Es sind die letzten Wochen des Jahres. Ein Jahr, das sich leider einreiht in die Serie der nicht einfachen Zeitläufte. Weil 2022 so einiges zum Fürchten war, geschieht es ganz schnell, dass der Rückblick die Vorausschau trübt. Dass der Fokus auf die Krisen und Schwierigkeiten, denen wir in den zurückliegenden Monaten wieder ausgesetzt waren und die weite Teile unseres Lebens beeinflusst haben, unser Zukunftsbild bestimmen. Kurzum neigen wir zu der Formel: Es wird mindestens ebenso schlimm.

Doch das ist keineswegs sicher. Bei aller Realität und Relevanz von Krieg und Krise kann man 2022 auch ganz andere Geschichten entdecken. Ereignisse die Mut machen und in der Lage sind, den Blick auf die kommende Zeit wieder etwas optimistischer ausfallen zu lassen. Und weil wir der Ostdeutsche Bankenverband sind, wollen wir das eben für Ostdeutschland tun.

Für die Wirtschaft in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen gab es 2022 zahlreiche Ereignisse, Entscheidungen und Entwicklungen, die die Weichen in Richtung Chancen und Aufbruch gestellt haben. Das gilt gerade für solch Zukunftssektoren wie Erneuerbare Energien, Grüner Wasserstoff und E-Mobility, aber auch in der Start-up Szene und hier nicht zuletzt bei den Fintechs. Gleichzeitig wurden in traditionsreichen Industrien, wurden in mittelständischen Familienunternehmen und dem Handwerk Veränderungen eingeleitet, die dieses Rückgrat der Wirtschaft zukunftsfest machen sollen.

Berlin etwa konnte seine Stellung als Hotspot für Start-up-Finanzierungen behaupten – 43% aller Finanzierungsrunden in Deutschland gingen hierher. Ebenfalls lag Berlin bei den Investitionen auf Platz eins. Spitzenreiter sind FinTechs und InsurTechs mit einem 85%-Anteil an den 3,8 Mrd. EUR gesamtdeutschen Investitionen bzw. E-Commerce mit 91% von 3,7 Mrd. EUR.

Ein neues Kapitel Industriegeschichte Ost schlug in diesem Jahr Tesla auf. Ende März eröffnete Elon Musk im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck die Gigafactory im brandenburgischen Grünheide. Pro Monat entstehen 500 bis 600 Arbeitsplätze und bis zum nahen Ende dieses Jahres sollen es 12.000 werden. Die Facette E-Mobility wird zudem durch Ansiedlung des Batterieherstellers CATL, der bei Erfurt rd. 1,8 Mrd. EUR investiert, sowie durch das bekanntgegebene Automotive-Forschungszentrum der Otto von Guericke Universität Magdeburg (Start 2023) vervollständigt.

Ein Paukenschlag gelang Sachsen-Anhalt mit der Ansiedlungsentscheidung von Intel für zwei Werke bei Magdeburg. Die Bauarbeiten starten im ersten Halbjahr 2023, 2027 die Produktion. 3.000 dauerhafte High-Tech-Arbeitsplätze dürften bei Intel entstehen, dazu zehntausend Arbeitsplätze bei Zulieferern und Partnern. Insgesamt plant Intel Investitionen von bis zu 80 Mrd. EUR in Europa entlang der Halbleiter-Wertschöpfungskette, 17 Mrd. EUR davon in Magdeburg.

Doch auch andernorts in Ostdeutschland erfuhr die neuralgische Chip-Branche entscheidende Impulse. So erweitern sowohl Globalfoundries als auch Infineon sowie Bosch ihre Dresdner Standorte. Der Chip-Logistik-Spezialist Avnet eröffnet zudem ein Zentrum nahe Bernburg.

Neben den Newcomern sendeten auch die arrivierten Leuchttürme positive Signale. Volkswagen etwa schloss den Umbau seines Zwickauer Werks zum E-Standort ab. Damit ist der Standort weltweit die erste Großserienfabrik eines Volumenherstellers, die vollständig auf Elektroantrieb umgebaut wurde. Seit 2018 investierte VW rd. 1,2 Mrd. EUR. Gleichzeitig legte VW den Grundstein für ein neues Logistikzentrum.

Eine Bestätigung gab es auch von Opel für seinen Eisenacher Standort: Die Vorproduktion des Grandland GSe lief an; der Opel-Mutterkonzern Stellantis gibt mit dem Modellnachfolger dem Eisenacher Werk Kontinuität.

Ebenso stärken BMW oder Beiersdorf die ostdeutsche Wirtschaft, namentlich den Standort Leipzig. Der bayerische Automobil-Konzern durch den Zuschlag für die Produktion des neuen Mini Countryman (auch als vollelektrische Variante; Investitionssumme 400 Mio. Euro). Und der Kosmetikhersteller Beiersdorf errichtet nahe der Messestadt ein Werk für 390 Millionen.

Zusammenfassen lassen sich die positiven Schlaglichter mit Worten von Bundeskanzler Olaf Scholz. Auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum (der OstBV ist hier traditioneller Partner) sagte er:  „Heute ist Ostdeutschland eine Region im Vorwärtsgang.“ Das dem so ist, zeigen weitere Mut-Mach-Nachrichten aus dem Jahr 2022:

  • Spatenstich für neues ICE-Werk in Cottbus – ab 2024 sollen dort ICE-Züge gewartet werden, im Schlussausbau mit 1.200 Mitarbeitenden; Cottbus soll dafür ans ICE-Streckennetz angeschlossen werden.
  • Google plant eine Cloud Station in Brandenburg: Südlich des BER soll auf 30 Hektar Fläche ein großes Rechenzentrum entstehen.
  • Das Unternehmen ReGas aus Lubmin schließt einen privaten Chartervertrag mit TotalEnergies für ein schwimmendes LNG-Terminal. Hierüber sollen pro Jahr 4,5 Mrd. Kubikmeter verflüssigtes Erdgas importiert und in die vorhandene Ferngasleitungs-Infrastruktur eingespeist werden.
  • Das Rostocker Insurtech Startup Hepster expandierte im Frühjahr erfolgreich nach Frankreich. Das Unternehmen plant im kommenden Jahr einen Marktanteil von 30 Prozent zu erreichen. Bereits 2020 expandierte das Startup erfolgreich nach Österreich.
  • Bei Leipzig (Witznitz) ist der leistungsstärkste Solarpark Deutschlands geplant: Moveon Energy schafft Anlagen mit einer Leistung von 650-Megawatt.
  • Europas größte Kunststoffrecycling-Anlage soll in Böhlen entstehen: Mura Technology (UK) und Dow (USA) bauen die neue Anlage gemeinsam. Die Eröffnung ist für 2025 avisiert.
  • Der Bund siedelt in Leipzig und Dresden eines seiner fünf KI-Kompetenzzentren an. Bis 2028 fließen pro Jahr 20 Mio. Euro in Schwerpunkte wie Datenwertschöpfung, Wissenstransfer, Nachwuchsförderung. Dem reiht sich die Entscheidung zum Bau eines Großforschungszentrums zur Umgestaltung der Chemiebranche in Sachsen und Sachsen-Anhalt ein. Baustart ist 2026 und bis zu 400 Mio. Euro werden investiert.
  • Berliner Unternehmen zieht es nach Sachsen-Anhalt: Hellofresh startet seine Produktion in Barleben, bis zu 2.000 Mitarbeitende könnten beschäftigt werden und Florida Eis errichtet eine neue Fabrik in Magdeburg, die bis zu 250 Arbeitsplätze verspricht.
  • Samsung C&T und Sungeel wollen in Rudolstadt-Schwarza Batterien recyceln und investieren gemeinsam 62 Mio. Euro am Standort. Ab Anfang 2024 soll die Anlage starten, mit dem zweiten Bauabschnitt würden bis 2030 rund 150 Arbeitsplätze entstehen.

„Dankbarkeit ist der Wächter am Tor der Seele gegen die Kräfte der Zerstörung.“ Dieser Satz stammt von dem christlichen französischen Philosophen Gabriel Marcel, in dessen Schaffen Hoffnung ein zentrales Element war. Sein Kern lässt sich so fassen: Wenn wir auf Dinge und Ereignisse schauen, für die wir danken können, dann schützt uns dies davor zu resignieren, im Angesicht von Problemen klein beizugeben oder alles schwarz zu malen. Dankbarkeit setzt Kraft frei, die Zukunft zum Guten zu gestalten. Mit dieser Haltung haben Menschen zu allen Zeiten Furcht überwunden, Herausforderungen angenommen und Schwierigkeiten gemeistert. Die Beispiele in diesem Text geben dafür Zeugnis. Mögen wir alle in diesem Advent und in der Weihnachtszeit Momente der Ruhe haben, um das auf uns wirken zu lassen – und daraus Mut zu schöpfen.

Der Ostdeutsche Bankverband stellt regelmäßig Unternehmen aus Ostdeutschland vor, die mit Innovationsgeist und Elan die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes gestalten. Wenn Sie mehr erfahren wollen, dann schauen Sie hier.

Veröffentlichung: 01. Dezember 2022

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