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Stürmische Zeiten: Warum Resilienz immer wichtiger wird.
Corona, Ukraine-Krieg, Energiekrise, Biodiversitäts-Krise, Klimawandel, geopolitische Spannungen wie die zwischen China-USA und ganz aktuell die terroristischen Überfälle auf Israel – für nicht wenige steht fest: Wir leben in einer Welt der multiplen Krisen. Besserung? Wohl eher nicht in Sicht.
Letztlich bringen alle genannten Ereignisse wirtschaftspolitische Implikationen mit sich. Auch für Banken geht dies immer mit direkten Auswirkungen auf das eigene Geschäft einher. Wichtiger sind aber die konkreten Effekte bei den eigenen Unternehmenskunden. Insofern soll hiermit der Blick auf diese gerichtet sein – gilt doch die Binsenweisheit: Nur wenn es den Unternehmen gut geht, kann es auch den Finanziers gutgehen.
„Die“ Unternehmen müssen sich in einem zunehmend komplexeren Umfeld behaupten. Notwendig ist dafür Resilienz – also die Fähigkeit, auf ungünstige Verhältnisse oder kritische Ereignisse erfolgreich zu reagieren, sich anzupassen und weiterzuentwickeln. Dies ist kein statischer Zustand. Resilienz muss stattdessen immer wieder neu gewonnen und verteidigt werden, um im Markt zu bestehen. Ergo: Veränderungen sind in einem dynamischen Wettbewerbsumfeld notwendig und letztlich ohne Alternative.
Wie aber ist nun die Situation? In der aktuellen Studie „Wirtschaft nach der Zeitenwende: Wie resilient ist der Mittelstand?“ in der Reihe Unternehmerperspektiven der Commerzbank wurden zum Jahresanfang 1.500 Unternehmen zu diesem Sachverhalt befragt. Wenig überraschend spüren demnach zwei Drittel der Antwortenden die negativen Auswirkungen der Krisen in ihren Betrieben. Die gute Nachricht dabei: drei Viertel schätzen sich selbst als resilient ein.
Schaut man etwas tiefer, was für eine entsprechende Resilienz notwendig ist, dann fällt der Befund relativ klar aus (s. Grafik 1). Die Fähigkeit zur Anpassung und Flexibilität, eine gute Kapitalausstattung, Diversifizierung und ein gut aufgestelltes Risikomanagement sind nur einige der benannten Aspekte. Auch starke Netzwerke und Kooperationen sind von großer Bedeutung.
Quelle: Commerzbank AG, Unternehmerperspektiven “Wirtschaft nach der Zeitenwende: Wie resilient ist der Mittelstand?, Studie Mai 2023
Erkenntnisse, die sich schnell aus eigener Erfahrung in der Betreuung von Firmenkunden hier in der Region bestätigen lassen. Ein besonders wichtiger Aspekt dabei: Resilienz fängt beim Denken und Handeln in den Unternehmen selbst an, bezieht Organisationsstruktur und Entscheidungsfindungen mit ein. Nicht eine einsame Verfügung der Chefin oder des Chefs ist wichtig – sondern das Einbeziehen der Mitarbeitenden in eine Lösungsfindung. Ein positiver Nebeneffekt: Wertschätzung und Mitentscheidung sind sicherlich auch geeignet, Fachkräfte zum Bleiben zu motivieren. Denn gerade das Finden und Halten gut ausgebildeter Mitarbeitender (Stichwort: Mitarbeitende als neuer „Goldstaub“) ist deutschlandweit – aber gerade auch in Ostdeutschland – die größte Herausforderung (s. Grafik 2 – OWF-Transformationsbarometer).
Quelle: OWF-Transformationsbarometer / https://app.civey.com/dashboards/land-der-ideen-owf-2023-14415
Ein Vorteil dabei in unserer Region: die insgesamt doch kleinteiligen Unternehmensstrukturen. Kleinere Einheiten sind oftmals agiler und flexibler, die Kommunikationswege freier und kürzer. Soweit die Theorie – dies gilt es jeweils aber auch praktisch zu nutzen sowie einen langen Atem in der Umsetzung zu behalten. Und – bei allen Herausforderungen – heißt es, den Blick nach vorn zu richten. Risiken aber eben auch Chancen im Auge behalten; Entscheidungen vorbereiten und treffen. Diese können auch mal falsch sein. Im Sinne einer „richtigen“ Fehlerkultur ist aber Scheitern einzukalkulieren. Fehlentscheidungen dienen dem Lern- und Verbesserungsprozess – sofern sie rechtzeitig erkannt und korrigiert werden. Letztlich müssen die Unternehmen die richtigen Weichen stellen, um auch für künftige Krisensituationen gut gerüstet zu sein.
Dass das die Unternehmen im Grundsatz auch so sehen, zeigt die Umfrage der Commerzbank ebenfalls. Gut die Hälfte der befragten Mittelständler hat bereits den Energiebedarf und die Kosten gesenkt. Mehr als ein Drittel hat die Beschaffung und die Produktpalette diversifiziert sowie die Lagerhaltung verstärkt (s. Grafik 3) – also Maßnahmen ergriffen, um die Resilienz zu stärken und auch in Zukunft gut aufgestellt zu sein. Die Unternehmen machen ihre Hausaufgaben: optimieren den Energiebedarf, senken Kosten, bauen ihre Liquidität aus, stärken das Eigenkapital und öffnen sich für innovative Geschäftsmodelle.
Quelle: Commerzbank AG, Unternehmerperspektiven “Wirtschaft nach der Zeitenwende: Wie resilient ist der Mittelstand?, Studie Mai 2023
Klar ist jedenfalls, es braucht eine immer wieder neu zu findende Antwort auf die Frage, wie sich Krisen-Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstandes stärken lassen. Notwendig ist dies nicht zuletzt, um die Transformation – ausgelöst durch schnellere Technologie- und Wettbewerbssprünge, veränderte Bedürfnisse sowie ökologischer Notwendigkeiten – weiter voranzubringen.
Die Antwort muss dabei nicht allein vom Mittelstand gefunden werden. Der Austausch mit und die Unterstützung durch Partner ist genauso wichtig: seitens der politisch Handelnden, um geeignete Rahmenbedingungen zu definieren (Stichwort: Bürokratie und Steuersystem); im Dialog mit Lieferanten und Wettbewerben oder der Wissenschaft (Stichwort: Innovation) und nicht zuletzt im Zusammenspiel mit den Finanziers. Banken kommt – so zeigt die Umfrage, so bestätigt zudem die Erfahrung – als strategischen und zuverlässigen Partnern eine besondere Rolle zu (s. Grafik 4). Dies kann sich in konkreter Beratung und Angeboten von Finanzierungslösungen zeigen, aber ebenso in einer weitergehenden Unterstützung etwa durch Hilfen zur Optimierung des Geschäftsmodells. Letztlich kann es nur im Zusammenspiel aller Akteure gelingen, den Mittelstand und damit den Wirtschaftsstandort resilienter aufzustellen.
Quelle: Commerzbank AG, Unternehmerperspektiven “Wirtschaft nach der Zeitenwende: Wie resilient ist der Mittelstand?, Studie Mai 2023
In diesem Sinne zurück zum Ausgangsbefund: Deutscher Mittelstand kann Resilienz! Ein Fakt, der in der aktuell doch so gedämpften Stimmung mehr gewürdigt werden sollte.
Also: Ja, es gibt erhebliche Herausforderungen. Die Unternehmen gehen diese an und werden sich verändern sowie Chancen wahrnehmen – so, wie sie es bereits in der Vergangenheit bewiesen haben. Dabei zu unterstützen, ist unsere Aufgabe als (Haus)Banken. Wir sind dazu gerne bereit!
„Resilienz fängt beim Denken und Handeln in den Unternehmen selbst an, bezieht Organisationsstruktur und Entscheidungsfindungen mit ein. Wertschätzung und Mitentscheidung sind auch geeignet, Fachkräfte zum Bleiben zu motivieren. Denn gerade das Finden und Halten gut ausgebildeter Mitarbeitender ist deutschlandweit – aber gerade auch in Ostdeutschland – die größte Herausforderung.“
Christiane Walter
Niederlassungsleiterin Ostdeutschland Nord, Mittelstandsbank Mitte/Ost
Commerzbank Aktiengesellschaft
Veröffentlicht: 27. Oktober 2023
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