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Das virtuelle Raumwunder

Das Start-up rooom aus Jena glänzt mit einer Do-it-yourself-Plattform für Visualisierungen in 3D wie auch in Virtual und Augmented Reality. Das Unternehmen trifft damit einen Nerv: Die Zahl der Kund/innen wächst und wächst. In der Pandemie kamen große Messen wie die Berliner IFA hinzu. Künftig will Gründer Hans Elstner globaler Marktführer für 3D-Marketing-Tools werden.

Der virtuelle Saal sieht aus, als würde man ein großes Messefoyer betreten: Zwei junge Leute lächeln am Empfang, hinter ihnen stehen riesige Bildschirme und Bühnen bereit, in den Hallen daneben warten Messestände junger Firmen, sie zeigen Präsentationsfilme und starten Chats mit Kund/innen. Hans Elstner demonstriert die perfekte Illusion auf einem großen Monitor im Besprechungsraum seines Unternehmens in einem alten, sanierten Klinkerbau in Jena. Rooom heißt sein erfolgreiches Start-up. Der spielerische Name ist Programm.

Elstner und sein Team haben eine Plattform gebaut, die es jedem privaten und kommerziellen Nutzer ohne Fachkenntnisse und Spezialtechnik ermöglicht, virtuelle Räume, Objekte und Events in 3D zu erschaffen – statt unbedingt eine Agentur damit beauftragen zu müssen. Es ist ein ideales Angebot für Onlineshops und Eventveranstalter, Messen und Museen, Produkthersteller, Möbeleinrichter und Immobilienanbieter. Ziel ist es, eine All-in-One-Lösung für virtuelle Veranstaltungen und Produktpräsentationen in 3D, VR und AR anzubieten – und sie massenmarkttauglich zu machen. „Vielleicht kann man schon bald auf Ebay sein gebrauchtes Sofa in 3D präsentieren“, sagt Elstner.

Das Start-up rooom aus Jena glänzt mit einer Do-it-yourself-Plattform für Visualisierungen in 3D wie auch in Virtual und Augmented Reality.
Seit der Gründung 2016 ist das junge Tech-Unternehmen von acht auf mehr als 60 Mitarbeiter gewachsen, bis zum Jahresende sollen es 80 sein.

Die ersten Schritte seiner Mission hat der Wirtschaftsingenieur mit 41 Jahren bereits erfüllt, nun schreibt er die Erfolgsgeschichte weiter: Seit der Gründung 2016 ist das junge Tech-Unternehmen von acht auf mehr als 60 Mitarbeiter/innen gewachsen, bis zum Jahresende sollen es 80 sein. „Wir planen bereits ein zweites Büro in Jena und Standorte in Berlin, Leipzig und in den USA“, erzählt der Gründer. Rooom habe bereits einige Kund/innen in Übersee, die auf weitere Dienste des Teams warten. Auch Agenturen aus China, Indien und Südafrika hätten sich für die Experten aus Ostdeutschland entschieden, weil es ihre technologische Lösung sonst noch nirgendwo gebe. Inzwischen arbeiteten mehr als 25.000 Nutzer/innen in über 30 Ländern mit den rooom-Anwendungen.

„Wir forschen extrem viel und sind anderen Anbietern zwei bis drei Jahre voraus“, sagt Elstner. „Wir wollen ein globaler Marktführer für Marketing-Technologien in 3D werden.“ Was die intuitive Software kann, illustriert der Tech-Freak mit wenigen Handgriffen. Mit der rooom-App auf seinem Handy scannt er die Kaffeetasse vor sich und dreht sie kurz darauf in 3D auf seinem Display im Kreis. Ein Kinderfahrrad der Firma Puky, die zu rooom‘s Kunden gehört, stellt er per Handy virtuell auf den Tisch – es sieht aus, als stünde es wirklich da.

Nicht jede Technologie, die rooom einsetzt, ist eine Erfindung des Start-ups, sondern teilweise bereits branchenüblich. „Aber ergänzt durch unsere Technologie bieten wir die erste Komplettlösung, die mit nahezu jedem Gerät zu handhaben ist und mit sehr kleinen Dateigrößen arbeitet.“ Dafür muss man keine spezielle Software kaufen, sondern kann die Darstellung gleich online im Browser umsetzen. „Wir haben eine Technologie-Plattform, die sich leicht wie eine App in bestehende Systeme eindockt“, sagt Elstner. Das Konzept: Software as a Service.

Das Start-up hat eine Plattform gebaut, die es jedem privaten und kommerziellen Nutzer ohne Fachkenntnisse und Spezialtechnik ermöglicht, virtuelle Räume, Objekte und Events in 3D zu erschaffen.
Die Technologie ist die erste Komplettlösung, die mit nahezu jedem Gerät zu handhaben ist und mit sehr kleinen Dateigrößen arbeitet.

Bei großen Auftritten großer Kund/innen helfen die Entwickler/innen von rooom mit – wie bei der Corona-Auflage der Internationalen Funkausstellung IFA im vorigen September. Dank der hauseigenen Lösung für virtuelle Events und Showrooms entstand binnen drei Monaten eine digitale Visualisierung der weltweiten Elektronik-Leitmesse samt Live-Streams und Showrooms in 3D. 120 Aussteller/innen und 200.000 Besucher/innen aus der ganzen Welt waren dabei, unter ihnen viele Gäste aus China. Rooom hatte den Auftritt ausdrücklich auch in chinesischer Sprache angeboten. Inzwischen haben einige große Unternehmen wie die Telekom oder PwC mit rooom hausinterne Events veranstaltet. Und auch eine hybride Neuauflage der IFA schon diesen Herbst ist durchaus möglich.

Die Berliner Messe war ein vorläufiger Höhepunkt in der Firmengeschichte, die erst wenige Jahre zurückreicht: Elstner, der schon als Jugendlicher Computerspiele programmiert und sein Taschengeld mit IT-Lösungen aufbessert, studiert in Jena Internet Business Engineering. 2005 gründet er seine erste Agentur, die e-Networkers GmbH. In seinem jungen Team entsteht die Idee für eine 3D-Plattform für Jedermann. 2016 gründet er rooom mithilfe eines Investors, 2018 wird die aktuelle Betaversion der Software bei den Investor-Days in Thüringen vorgestellt. Aus dem Stand räumt die Neugründung Preise der Jury und des Publikums ab. Dass das Team es ernst meint, zeigt sich auch darin, dass rooom eine Aktiengesellschaft ist. „Ausschlaggebend für die Wahl der Rechtsform waren vor allem die klaren Regularien, die hohe Reputation und die vereinfachten Möglichkeiten für eine Beteiligung Dritter“, sagt Elstner. So hat das Start-up erst vor einem Jahr eine Wachstumsfinanzierung in Millionenhöhe abgeschlossen.

Inzwischen zählt rooom große Namen zu seinen Kund/innen, darunter neben den Jenaer Multis Zeiss, Schott und Jenoptik internationale Konzerne wie Amazon, Bosch, E.ON, Google und Siemens. Ganz nebenbei heimste das Start-up für seine Entwicklungen fast 20 weitere wichtige Preise ein, darunter den German Innovation Award, den Digital Champions Award und den britischen Innovation & Excellence Award. „Diese Auszeichnungen sind für unsere Reputation enorm wichtig“, sagt Elstner. „Und wir hoffen dieses Jahr auf weitere Auszeichnungen.“

Interview und redaktionelle Bearbeitung durch: Sven Heitkamp | Freier Journalist | Leipzig

(Bildquellen: rooom)

Veröffentlichung: 08. April 2021

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