BANKENMARKT / BANKING 4.0

Dritte #Zukunftswerkstatt: Zur Digitalisierung der Finanzwelt

Daten treiben heute die Weltwirtschaft an. Dies wird besonders eindrücklich ersichtlich, sobald man sich die Liste der wertvollsten Unternehmen der Welt vergegenwärtigt. Zunehmend betrifft dies auch die Finanzbranche. Jüngst sprach die derzeitige IWF-Chefin – und zukünftige EZB-Präsidentin – Christine Lagarde gar von einer Erschütterung der Finanzwelt durch die Digitalisierung. So diskutierte bereits zum dritten mal eine Expertenrunde von Führungsköpfen aus Bundesbank, Banken sowie Big- und FinTechs auf Einladung des Ostdeutschen Bankenverbandes in einer Zukunftswerkstatt über die Chancen und Risiken auf dem Weg zur Bank von morgen.

Modularisierung der Finanzbranche

Die Digitalisierung der Finanzbranche führt zu einer immer stärkeren Modularisierung, in der Banken nicht mehr unangefochtener Herrscher über die Kundenschnittstelle, Produktproduzent und Betreiber der darunterliegenden Plattform in einem sind. Vielmehr entwickelt sich die Industrie verstärkt zu einem komplexen Ökosystem, in dem Finanzdienstleister sich auf eine Kombination der folgenden Rollen konzentrieren: Hosting Provider, Access Provider, Enrichment Provider und/oder Broker.

Grundvoraussetzung: Schritt in die Cloud

Die Grundvoraussetzung, um diesen Wandel erfolgreich zu meistern, ist der Schritt in die Cloud. Erst wenn dieser Schritt vollzogen wird, erreichen Banken und andere Finanzdienstleister die nötige Flexibilität in ihren IT-Infrastrukturen. Big Data, Data Analytics und Anwendungen der Künstlichen Intelligenz machen erst anschließend wirklich Sinn. Langfristig ist davon auszugehen, dass es praktisch keine Nicht-Cloud Rechenzentren mehr geben wird. Dieser Infrastrukturwandel ist damit als entscheidende Weichenstellung zu betrachten, was bereits die übereinstimmende Meinung bei der Zukunftswerkstatt vom 16. Januar war.

Offene Schnittstellen für alle Branchen!

Diese Entwicklung hat durch die Zweite Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) der EU weiter an Fahrt aufgenommen. Demnach müssen Zahlungsdienstleister über standardisierte, offene Schnittstellen Zugang zu den eigenen Kundendaten ermöglichen. Hierfür ist die Zustimmung des Kunden verpflichtend. Im Grundsatz werden diese damit befähigt selbstbestimmt zu entscheiden mit welchen Finanzdienstleistern sie ihre Daten teilen möchten. Dies entspricht auch der Grundphilosophie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Durch die Standardisierung und Öffnung der Schnittstellen geht folglich ein enormer Innovationsschub aus, ermöglicht diese Entwicklung dem Kunden doch langfristig eine deutlich flexiblere Auswahl an passgenauen Finanzdienstleistungen. Im Idealfall sollte Digitalisierung immer zu einer Standardisierung der Schnittstellen sowie gleichzeitig einer Individualisierung der datengetriebenen, kundenorientierten Geschäftsmodellen führen. Dementsprechend wäre es nur folgerichtig, wenn die PSD2 möglichst bald EU-weit auf alle Branchen übertragen würde. Dies betrifft beispielsweise den Versicherungsmarkt, in dem über standardisierte Schnittstellen und den damit verbundenen freien Datenverkehr völlig neue Anwendungsmöglichkeiten realisiert werden könnten. Der geschaffene Mehrwert wäre beachtlich.

Die Neubesetzung vieler Schlüsselpositionen in den europäischen Institutionen ist eine gute Chance, die entscheidenden Weichen zu stellen, um Europas Innovations- und Wachstumsfähigkeiten zu mobilisieren – auch für einen starken Finanzstandort.

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